Ich wäre ja wirklich gerne und im Wortsinn in die Wüste geschickt worden, als mir vor kurzem für ein paar Tage der Porsche 911 Dakar zur Verfügung stand. Das jüngste Sondermodell der Elfer-Reihe erinnert an die siegreiche Rennsportgeschichte, als der Hersteller aus Stuttgart mit einem seiner ersten Allradmodelle in den achtziger Jahren grosse Erfolge in der legendären Rallye Paris–Dakar erreichen konnte und 1984 zur Überraschung vieler den Gesamtsieg holte.

Es sind wohl kaum andere Fahrzeughersteller in der Lage, aus einem historischen Ereignis und den technischen Möglichkeiten der Gegenwart einen Sportwagen zu bauen, mit dem man tatsächlich – und mehr oder weniger gleichzeitig beziehungsweise nacheinander – durch Wüste und Gelände pflügen könnte oder auf asphaltierten Strassen zur Arbeit und ins Wochenende fahren kann.

Da es mir bedauerlicherweise aber an einer in nützlicher Frist erreichbaren Wüste fehlte, fuhr ich den Dakar wie jedes andere Auto zu Terminen oder bloss aus Freude am Fahren über Landstrassen und durch Kurven aller Art. Trotz grober, geländetauglicher Spezialbereifung von Pirelli und verstellbarem Fahrwerk ist auch dieser Elfer fürs Grobe am Ende einfach ein sehr gut gemachter Sportwagen mit besonderen Fähigkeiten. In der Grundeinstellung bietet der Dakar fünf Zentimeter mehr Bodenfreiheit als ein Standard-Carrera, um drei Zentimeter kann das Liftsystem die Karosserie zusätzlich anheben. Das sind Werte für Bodenfreiheit und Böschungswinkel wie bei einem SUV.

In den optionalen, lediglich in homöopathischen Schritten höhenverstellbaren Carbon-Schalensitzen sitzt man tief im Auto, was ein wenig im Gegensatz zu den Geländeeigenschaften zu stehen scheint. Schliesslich ist auf unbefestigten Wegen besondere Übersicht gefragt. Wie bei allen Elfern der aktuellen Baureihe lässt sich über ein kleines Drehrad am Lenkrad das Fahrprogramm wählen. Neben «Normal», «Wet» und «Sport» stehen hier auch «Rallye» und «Offroad» als Einstellung zur Verfügung.

So, wie man mit eigentlich jedem 911er fast jederzeit ein paar Runden auf der Rennstrecke drehen kann, ohne dafür gleich eine Mechanikertruppe aufbieten zu müssen, könnte man sich mit dem Dakar direkt ins Abenteuer stürzen und die vorgegebenen Wege des gewöhnlichen Strassenverkehrs verlassen.

Vielleicht ist es diese aussergewöhnliche Mischung aus technischer Perfektion und emotionaler Kraft, die den 911 Dakar so anziehend macht. Auf kaum vergleichbare Weise sind in diesem Sportwagen Ingenieurskunst und Sehnsüchte zusammengeschraubt, technische Perfektion ist lackiert mit der Magie des Augenblicks. Der Robust-Elfer erfüllt seinem Fahrer den Traum vom Aufbruch in eine neue, aufregende Welt auf überraschend unbeschwerte und mühelose Art.

Porsche 911 Dakar

Motor/Antrieb: Sechszylinder-Biturbo-Boxermotor, 8-Gang-PDK, Allradantrieb; Hubraum: 2981 ccm; Leistung: 480 PS / 353 kW; max. Drehmoment: 570 Nm / 2300–5000 U/min; Verbrauch (WLTP): 11,3 l / 100 km; Beschleunigung (0–100 km/h): 3,4 sec; Höchstgeschwindigkeit: 240 km/h; Preis: Fr. 268 700.–; Testfahrzeug: Fr. 300 370.–