Als in Zürich die ersten elektrischen Trottinetts als Mietobjekte auftauchten, habe ich natürlich, wie jeder gute Stadtbewohner, die neue Mobilitätslösung wortreich abgelehnt, bei Spaziergängen mit meiner Frau auf jeden wild herumstehenden Scooter gezeigt und dazu etwas wie «ganz übel» oder «typisch Wegwerfgesellschaft» geäussert. «Die Laubbläser der Guten», nannte der geniale Werber Reinhold Weber die leise surrenden Roller einmal mit ironischer Verachtung.

Nun, ich habe mich geirrt. Als ich zum ersten Mal einen Lime-Scooter ausgeliehen habe, kam es mir ein wenig vor wie damals als Sechzehnjähriger, der bei der Kioskfrau eine Max-Ausgabe – ältere Leser erinnern sich – mit der (halb)nackten Kate Moss darauf zu bezahlen hatte. Aber wie Kate Moss damals haben auch die elektrischen Kleinroller heute einen Charme, dem man sich schwer entziehen kann.

Letzthin wurde mir für einige Zeit der ePF-1 Pro des deutschen Herstellers ePowerFun zur Verfügung gestellt. Mit dem elektrischen Scooter ging es ab sofort zum Coiffeur oder zum Mittagessen beim Bahnhof Schlieren, rund sechs Kilometer von meinem Büro entfernt. Im Restaurant «Amadeus» gibt es in rustikaler Beizenatmosphäre ein ausgezeichnetes Wiener Schnitzel mit Petersilienkartoffeln. Von meinem Sohn konnte ich ein Kabelschloss leihen, um den Scooter vor dem Lokal abzuschliessen. Eine elektrische Wegfahrsperre liesse sich aber via App einrichten.

Das Fahren mit dem elektrischen Stadtfahrzeug allerdings hat mit jedem Kilometer an Attraktivität gewonnen. Im Gegensatz zu den Mietrollern von Lime, Tier und anderen hat der ePF-1 Pro an der Hinterachse ein Federsystem mit zwei einstellbaren Federbeinen, was ihn auch auf Zwanzig-Minuten-Fahrten komfortabel macht und mehr Sicherheit in Kurven bietet. Auch die Reifen mit eingeschlossenen Luftkammern tragen zum angenehmen Rollen bei. Mit einer fein dosierbaren elektrischen Bremse lässt sich das Tempo sanft verzögern, während die so gewonnene Energie rekuperiert wird. Mit voller Batterie kommt der ePF-1 Pro rund vierzig Kilometer weit, aufgeladen wird danach unkompliziert an der Steckdose.

Mit 22 Kilometern pro Stunde mühelos durch Zürich kurven oder zur Stadt hinausrollen – ein ideales Tempo, das Raum lässt für Beobachtungen und Gedanken, während mich der noch etwas frische Märzwind durchlüftet. Mit dem Fahrrad sind die meisten ja viel zu schnell unterwegs. Dass viele Velofahrer nie eine Autoverkehrsprüfung ablegen mussten, ist spätestens daran zu erkennen. Die praktische Anwendung des Grundsatzes, dass die Geschwindigkeit den Strassenverhältnissen und nicht den eigenen Möglichkeiten anzupassen ist, wäre sonst stärker verbreitet. Auf dem Elektro-Scooter hingegen geniesst man die Fahrt in entspannter Gemächlichkeit, kommt trotzdem voran und muss niemandem etwas beweisen.

 

E-Scooter ePF-1 Pro City

Motor/Antrieb: Elektromotor; Batterie: Li-Ionen 11,6 Ah; Leistung: 480 Watt; max. Drehmoment: 21 Nm; Reichweite: ca. 40 km; Ladezeit (220-V-Steckdose): 6–8 h; Bremsen: Stahlbremse hinten, elektrische Motorenbremse vorne; Preis: 639 Euro