Von Zeit zu Zeit lädt die grüne Bundestagsabgeordnete und Vizepräsidentin des Bundestages, Claudia Roth, Journalisten in ihr Abgeordnetenbüro ein, um ihnen aus den Hass-Mails vorzulesen, die sie täglich bekommt. Sie geht, so weit möglich, auch juristisch gegen die Absender vor. Wenn sie Erfolg hat, «kostet der Aufruf, mich aufzuhängen, gern auch mal 4800 Euro», sagte sie in einem Interview, das sie zusammen mit ihrer Kollegin Renate Künast der Augsburger Tageszeitung Anfang dieser Woche gab. Beide, so konnte man es im Vorspann zu dem Interview lesen, «dürften zu den meistgehassten Politikerinnen in Deutschland» gehören. «Was macht so etwas mit einem?», wollte die Interviewerin wissen. Worauf Claudia Roth antwortete, man müsse «dagegenhalten, laut und deutlich» und «das Thema in die breite Öffentlichkeit» tragen. Konkret: «Wir müssen die Stichwortgeber benennen, alle diese neurechten Plattformen, deren Geschäftsmodell auf Hetze und Falschbehauptungen beruht – von Roland Tichy über Henryk M. Broder bis hin zu eindeutig rechtsradikalen Blogs.»

Es würde den Rahmen dieser Kolumne sprengen, wollte ich erklären, worin das «Geschäftsmodell» von Claudia Roth besteht. Unter anderem darin, auf Kosten des Steuerzahlers Inselstaaten in der Südsee zu besuchen, um sich ein Bild von den Folgen des Klimawandels zu machen. Ausserhalb ihres Biotops ist die grüne Spitzenfrau in der Tat wenig beliebt. Das hat mit ihrer Selbstgerechtigkeit, Selbstverliebtheit und Humorlosigkeit zu tun. Sie schafft es sogar, bei einer Autonomen-Demo mitzulaufen, ohne mitzubekommen, dass hinter ihr «Deutschland, du mieses Stück Scheisse» gerufen wird. So kann frau auch Karriere machen.

Und jetzt macht Claudia Roth ein Fass gegen «Stichwortgeber» auf, deren «Geschäftsmodell auf Hetze und Falschbehauptungen» beruht. Da ist etwa so lustig, als würde eine Puffmutter jungen Mädchen, die Hotpants und Tanktops tragen, unsittliches Verhalten vorwerfen.

Frau Roths eigenes Verhalten changiert zwischen autoritär und totalitär. Was würde sie gegen Roland Tichy und mich unternehmen, wenn sie dazu in der Lage wäre? Uns in die Südsee schicken? Oder gar mitkommen, um das Reha-Programm zu überwachen? Das wäre grausam und unverhältnismässig.