Beim Kaffee mit der Weltwoche ist Thomas Eichelberger in bester Stimmung. Der heute 58-jährige Inhaber der Premium Automobile AG in Biel hat kürzlich einen Maserati MC 20 verkauft, das jüngste Modell aus dem Maserati-Rennstall, welches eine neue Ära einläutet. Sich schweizweit einen Namen zu machen als einer der ambitioniertesten Vertreter des italienischen Top-Herstellers mit den exklusiven Motoren, das ist das Ziel des engagierten Autohändlers.

In Eichelbergers Maserati-Welt, eine Minute von der Autobahn A5 entfernt, fühlt man sich direkt in die Autostadt Modena versetzt. Über zehn nagelneue, blankpolierte Maseratis der aktuellen Modellpalette sind in dem modernen, hellen Gebäude ausgestellt: vom neuen SUV, dem Levante Trofeo, bis zum Quattroporte. Auch den Ghibli, seit kurzem mit Hybridantrieb erhältlich, hat er vorrätig. Zu Demonstrationszwecken setzt sich Eichelberger aber in einen klassischen Benziner. Er lässt den Motor an und gibt im Leergang ein paarmal kräftig Gas. Der kernige Sound erfüllt das Gebäude wie eine Orgel eine Kathedrale.

 

Ein Hauch von Mailand

 

Zufrieden steigt Eichelberger aus. Autos! Das ist seit frühen Jugendjahren seine grosse Passion, die er zum Beruf gemacht hat. Ganz in der Nähe hat er in einer Fiat-Garage die Ausbildung zum Automechaniker absolviert. Nach der Lehre heuerte er in einem Seeländer Autohaus an. «Weil ich es gut mit den Kunden konnte, hat mich der Chef bald an die Verkaufsfront geschickt – später wurde ich Verkaufsleiter.» Mit 32 Jahren, das war 1995, kaufte Eichelberger seinem Chef die Firma ab. «Das Geld dafür musste ich mir grösstenteils ausleihen.» Zur gutlaufenden A-Konzession für Peugeot kam dann bald noch eine florierende Tankstelle mit Shop. Unterstützt wird Thomas Eichelberger von seiner Frau Barbara, die sich seit Jahren um die administrativen Belange kümmert. Es ist ein Schweizer Gewerbebetrieb wie aus dem Bilderbuch.

Gemäss seinem Motto «Stillstand bedeutet Rückschritt» hielt der findige Unternehmer Ausschau nach weiteren Betriebsfeldern. Es fiel ihm auf, dass sich einige Maserati-Vertreter aus der Schweiz zurückgezogen hatten und dass sich der Markt wandelte, gerade im Luxussegment. «Früher war es den Leuten wichtig, eine Vertretung möglichst in der Nähe zu haben. Das ist heute mit den viel wartungsärmeren Autos anders.»

Im Oktober 2014 schrieb Thomas Eichelberger aus Biel einen Brief an Maserati in Modena: Er würde gerne eine Vertretung eröffnen. Ein Jahr später hatte man gemeinsam einen Letter of Intent aufgesetzt. Darin verpflichtete sich der Schweizer Automann, die hohen Richtlinien und Standards der italienischen Premium-Marke eins zu eins umzusetzen. «Was die Innenarchitektur und die Ausstattung des Showrooms angeht, übernahm eine auf luxuriöse Markenwelten spezialisierte Firma aus Rom das Zepter.» Der weiss strahlende Empfangstresen ist mit italienischem Leder überzogen. Und die cremefarbenen Ledersessel, in denen sich die Kunden niederlassen, wurden aus Italien angeliefert – als Relief erhebt sich der Maserati-Dreizack aus dem Leder. Der Besucher kommt sich ein wenig vor wie im mondänen Mailand. Sogar in den Toilettenräumen sind die Armaturen von Alessi verbaut. Thomas Eichelberger nimmt einen Schluck Kaffee. «Die Kaffeemaschine, immerhin, ist von Nespresso, also schweizerisch.»

 

Erfolgreicher Start

 

Sein Projekt, erzählt Eichelberger, sei in Modena über den Tisch der Geschäftsleitung gegangen. Am Ende klappte es, und 2017 feierte Maserati in Biel Eröffnung. Mit dabei war damals auch der Bieler Stadtpräsident Erich Fehr (SP), der lobende Worte für das Unternehmen fand. Das Land, auf dem die neue Maserati-Welt entstand, gehört der Stadt Biel. «Wir haben es im Baurecht für weitere sechzig Jahre», sagt Eichelberger.

Im ersten Jahr verkaufte er 35 Autos – ein Grosserfolg. Auch in der Corona-Zeit half ihm die Maserati-Vertretung, neue Kundschaft zu erschliessen, die er mit seinen anderen Geschäften weniger gut erreicht hätte. Aber als gewiefter Gewerbler blickt Thomas Eichelberger sowieso lieber in die Zukunft. «Ich will Autos hier haben, für die potenzielle Kunden auch von weiter her anreisen», sagt er. Zwar lasse sich bei Maserati fast jedes Detail individuell auswählen. Er deutet auf die verschiedenen Ledermuster und Bremsen hinter sich, die dem Kunden zur Auswahl stehen. «Aber manchmal sieht man auch ein bereits gebautes Auto, das einfach perfekt ist – so etwas ist dann wie Liebe auf den ersten Blick.»