Totenblass lag der greise Seher auf seiner Bettstatt. Sein Körper war fast nur noch eine Falte unter seinem Laken. Schläuche pumpten Flüssigkeiten in seinen Körper, andere Schläuche führten Flüssigkeiten wieder ab. Er war müde. Doch sein Kopf funktionierte noch so klar wie eh und je. Der Seher ignorierte das Röcheln seines fiebernden Zimmerpartners. Er lauschte aus dem offenen Fenster. Er lauschte auf das Leben draussen, das Leben, das er Jahrzehnte zuvor so vorausgesagt hatte, das Heulen der Hunde, die Melodie der Polizeisirenen. Und endlich: IIIInschaalaaaah vom Grossmünster her der beruhigende Schrei des Muezzins.
Der Seher lächelte. Er starb. Aber seine Mission war erfüllt.
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Constantin Seibt