Die nicht ganz unseriöse Frankfurter All­gemeine Zeitung wusste letzte Woche zu ­berichten: «Der Highway-Pilot chauffiert den Truck durch all das Gewimmel autonom. Das ist keine Science-Fiction, sondern technisch machbare Realität. ‹Die nächsten zehn Jahre werden mehr Veränderungen im Transport­verkehr bringen als die vergangenen 1000 ­Jahre›, verkündet eine dröhnende Stimme. Und Daimler-Vorstand Wolfgang Bernhard ergänzt: ‹Die Zeit ist reif. Der Lkw der Zukunft ist ein Mercedes-Benz und fährt autonom.›»

Für den Zürcher Professor Rolf Pfeifer, der nach Japan auswandert, ist klar: In fünf bis zehn Jahren werden die ersten Modelle von ­Autos ohne Fahrer auch in der Schweiz auftauchen. Vielleicht bleiben Mercedes keine zehn Jahre mehr, bis sich Limousinen, Sprinter und Lastwagen autonom durch den Verkehr steuern. Schlicht und einfach, weil Google schneller sein wird als Mercedes, so wie heute Tesla in Sachen Elektromobilität die Nase vorn hat.

Die Staus auf der Autobahn zwischen Bern und Zürich werden zehnmal schneller wegschmelzen als die Gletscher in den Schweizer Alpen. Schlicht und einfach, weil sich selbst steuernde Fahrzeuge die Kapazität der bestehenden Strassen mindestens verdreifachen. In diesem Verkehr mitschwimmen werden schnelle Elektrobusse der nächsten Generation. Und noch flinkere, führerlose Uber-Taxis. Die Bahn kommt schneller, als es ihren Freunden lieb ist, in die Defensive: umweltmässig, kosten­mässig und zeitmässig.

Verwaltungsrat und Management der SBB müssten Tag und Nacht nachdenken. Und gemeinsam mit Postauto Schweiz ein Zeitalter vorbereiten, in dem die Grenzen zwischen ­öffentlichem und privatem Verkehr nächstens verschwinden werden. Sonst geht es ihnen wie anderen zu staats­nahen Berner Unternehmen zuvor. Hasler & Co waren nach dem Zweiten Weltkrieg in ­Sachen Telefonie weltweit technisch führend. Sie begriffen die Risiken und Chancen des digitalen Zeitalters nicht. Deshalb gingen Hasler, Zellweger und Autophon sang- und klanglos unter.

Es wäre ein Vorteil für die Bahn, wenn sie in einigen Jahren die lächerlichen 107 Kilometer zwischen Zürich und Bern in 28 Minuten zurücklegen würde. Ein TGV wäre in dieser Zeit bereits kurz vor Lausanne. Diese 28 Minuten gehen Benedikt Weibel, warum auch immer, ­gegen den Strich. Lassen wir in der beginnenden Debatte ­Daniel Düsentrieb beiseite. Und auch die Concorde. Beide haben im beginnenden Zeitalter autonom gesteuerter Verkehrsmittel miteinander so viel zu tun wie Suppenhühner mit Steinadlern.

Der Autor ist Hotelier in Brig und ehemaliger Prä­sident der SP Schweiz.