In einem buchstäblich mitreissenden Tempo setzt der Autohersteller Mercedes-Benz seine Elektrifizierungsstrategie in fahrbare Ergebnisse um. Die Kunden können heute schon in allen Preissegmenten und verschiedenen Kategorien auswählen: Einigermassen niederschwellige Angebote wie die kompakten SUVs EQA und EQB sind ebenso im Portfolio wie der Gross-Van EQV oder die luxuriöse Limousine EQS, die bei der Reichweite neue Standards setzt.

Daran schliesst der neue EQE an, der formal und technologisch nah am grösseren (und teureren) EQS gebaut ist. Beide basieren auf der «elektro-exklusiven Mercedes-Architektur der Luxus- und Oberklasse (EVA2)», wie es heisst. Die Form folgt bei beiden Modellen konsequent der Funktion: Mit seinen auffälligen Rundungen ist der EQE konsequent nach Gesetzen des Luftwiderstands konstruiert, die spezielle Front oder der Heckdiffusor optimieren die Luftströme, und daraus resultiert ein sehr guter cw-Wert von 0,22. Beim EQS ist diese Kennziffer aufgrund der längeren Karosserie mit 0,20 noch etwas besser.

Mit 476 PS, 858 Newtonmeter maximalem Drehmoment und einer Reichweite von zuverlässigen 450 (Autobahn-)Kilometern im sommerlichen Alltagsbetrieb ist der Mercedes-AMG EQE 43 4Matic ein ebenso praktischer wie fortschrittlicher Begleiter. Eine Woche lang fuhr ich damit überall hin, wo ich konnte – nach Bad Ragaz an die «GaultMillau Garden Party», nach Vitznau zu einem angenehmen Abendessen oder ins Büro –, wahlweise komfortabel oder dynamisch, immer leise und in einer Atmosphäre fortschrittlicher Zuverlässigkeit.

Mercedes hat sich grosse Mühe gegeben, den EQE in Bezug auf die Verarbeitung oder die Materialisierung zweifelsfrei im Premiumsegment zu positionieren. Allerdings sollte man das bei einem Anschaffungspreis von deutlich über 150 000 Franken auch erwarten können. Der wohl nicht zentralste, aber irgendwie emotionalste Aspekt dieses Autos ist aber vielleicht seine Inszenierung als eine Art fahrende Lichtskulptur. Die Scheinwerfer projizieren beim Öffnen des Wagens eine Begrüssungssequenz in die Nacht, im Innenraum ist der Fahrer von einem LED-Leuchtband umfasst, das auf Wunsch seine Farbe ständig von Intensivrosa zu Knallblau oder anderen Nuancen verändert. Und auf Autobahnfahrten bei Dunkelheit sind die serienmässigen «Digital Light»-Scheinwerfer in der Lage, Hinweistafeln präzise anzuleuchten, oder sie werfen beim Spurwechsel einen Teppich aus Licht auf den Asphalt, der die Fahrtrichtung vorgibt. In Baustellen wiederum wird gut sichtbar ein Bagger auf die Strasse projiziert.

Das alles hat gar nicht mal besondere praktische Aspekte, aber es ist eine ungemein ästhetische, elegante Art, einem als Autofahrer gewissermassen den Weg in die Zukunft zu leuchten.

 

Mercedes-AMG EQE 43 4Matic

Motor/Antrieb: 2 E-Maschinen (PSM), vollvariabler Allradantrieb; Leistung: 476 PS (350 kW); max. Drehmoment: 858 Nm; Beschleunigung (0–100 km/h): 4,2 sec; Höchstgeschwindigkeit: 210 km/h; Batterie (nutzbar): 90,6 kWh; max. DC-Ladeleistung: 170 kW; Reichweite (WLTP): 462–533 km; Verbrauch (WLTP): 19,7–22,5 kWh / 100 km; Preis: Fr. 121 100.–, Testauto: Fr. 156 926.–