Wo in der Kunst das Wort «Ehrlichkeit» auftaucht, ist Vorsicht geboten (fast schon wie in der Politik: Da folgen auf Präambeln wie «seien wir mal ehrlich» oder «ehrlich gesagt» mit grosser Wahrscheinlichkeit die dicksten Lügen). So hat mich immer gewundert, dass Max Frisch «Montauk» mit dem Satz beginnt: «Dies ist ein aufrichtiges Buch, Leser.» Der ist zwar von Montaigne, und liest man es ganz, ist das Zitat eine Warnung vor dem Autor: Nur um den gehe es, diesen «eitlen und geringfügigen Gegenstand», und der lohne die Mühe der Lektüre nicht. Aber: «Dies ist ein aufrichtiges Buch» – von zehn Lesern versteht das bestenfalls einer als List des Erzählers, neun spüren eine ...
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