Kürzlich hatte ich in Salzburg zu tun, wo der Spitzenkoch Stefan Heilemann vom «Widder» in Zürich während des Monats Juli einen Gastauftritt im «Ikarus» im «Hangar-7» hat. Über die Abenteuer des Küchenchefs aus der Schweiz habe ich im Gault-Millau-Channel berichtet, hier geht es um die Abenteuer des Reisens zwischen guterschlossenen europäischen Städten.

Mein erster Gedanke war natürlich, das Reiseziel in der App einzugeben und an mein Auto zu schicken. Dann hätte ich nur noch in die Garage gehen müssen und hätte mich in meinen wohlriechenden, unglaublich komfortablen BMW X5 M50i gesetzt. Der Vorteil einer längeren Autofahrt liegt in der kreativen Ruhe, ausserdem fährt man von Tür zu Tür – Umsteigen, Taxis und andere Mühsal gibt es nicht. Der Nachteil ist die Streckenführung, die auf dem kürzesten, schnellsten Weg über München führt und deshalb unberechenbar ist. Mit rund 200 Franken Kosten für Benzin- und Strassenzoll wäre es aber die günstigste Variante.

Zweimal vierzig Minuten

Fliegen wäre eine weitere Möglichkeit gewesen – das «Ikarus» liegt direkt beim Flughafen von Salzburg –, aber die Ticketpreise stellten sich als unangenehm hoch heraus, und da die Swiss und der Flughafen Zürich gerade dabei sind, ihre Dienstleistung konsequent zu verschlechtern, schien mir das nur die drittbeste Idee. Zudem hätte ich in München umsteigen und für eine kurze Strecke viel Zeit aufwenden müssen.

Warum also nicht die Bahn benutzen? Es gibt eine direkte Verbindung, die fünf Stunden und 23 Minuten Fahrzeit sind nur wenig länger als mit dem Auto oder Flieger und lassen sich zum Arbeiten nutzen. Preislich lag die Zugfahrt erster Klasse rund hundert Franken unter dem Economy-Flugticket. Zugegebenermassen habe ich kaum Erfahrung mit dem Buchen internationaler Bahnverbindungen. Auf Sbb.ch scheiterte ich spätestens bei der Platzreservation, weshalb ich nach vierzig Minuten vergeblicher Versuche bei der Hotline anrief. Ein freundlicher Mann wusste auch nicht, woran es liegen könnte, übernahm aber die Buchung. Obwohl ich über ein SBB-Konto verfüge, war es nicht möglich, die Tickets irgendwie elektronisch auszustellen – zum Beispiel in der SBB-App oder via E-Mail. Stattdessen erhielt ich eine Dossiernummer und musste damit vierzig Minuten an einem Schalter im Zürcher Hauptbahnhof anstehen, um dann die Billette vor Ort zu bezahlen und in Papierform entgegennehmen zu können. So richtig gerüstet als ökologisches Verkehrsmittel der Zukunft scheint die Bahn noch nicht zu sein.

Über die Zugfahrt lässt sich hingegen nur Gutes berichten. Im RJX 165 der Österreichischen Bundesbahnen Richtung Budapest Keleti gibt es gratis WLAN, mein Einzelsitz am Fenster verfügte über Tisch und Steckdose, selbst der Speisewagen lag nur eine Schiebetür entfernt. Aber das Essen sparte ich mir für den Abend auf, dafür braucht es die Bahn nun wirklich nicht. Und das nächste Mal nehme ich vielleicht doch wieder das Auto.