Philippos wurde nur zwanzig Jahre alt. Nach dem Abiball einer Angehörigen wurde er in einem Park in Bad Oeynhausen von einer Gruppe junger Männer mit «südländischem Aussehen» so verprügelt, dass er nicht mehr aufwachte. Philippos wurde im Krankenhaus nur noch künstlich am Leben erhalten, damit seine Angehörigen Abschied nehmen können. Heute wurden die Geräte abgeschaltet.

Es ist nicht allein die Sinnlosigkeit der Tat, die aussenstehende Beobachter wie mich verzweifelt und wütend zurücklässt. Es ist vor allem auch das Gefühl, dass Täter wie in Bad Oeynhausen so gut wie nie eine nennenswerte Strafe erhalten.

Im Falle von Philippos weiss man bis dato nicht einmal, wer die jungen Männer sind. Aber selbst wenn man es weiss, ist in der Regel nicht viel zu erwarten. Im Falle des 33-jährigen Steven, der von drei Jugendlichen in Magdeburg totgeprügelt wurde, musste nicht ein Täter in Haft. Grund: Kein Tötungsvorsatz. Dabei traten die 14- bis 16-jährigen Täter immer wieder gegen den Kopf des Mannes, der seinen behinderten Freund beschützen wollte.

Die Liste von nicht nachvollziehbaren Entscheidungen der Justiz liesse sich endlos fortsetzen. In Hamburg vergewaltigten neun junge Männer mit Migrationshintergrund ein 15-jähriges Mädchen. Nur einer von ihnen wurde zu einer Haftstrafe verurteilt. Stattdessen verdonnerte man eine 20-jährige Frau wegen eines sogenannten Hasskommentars im Netz gegen einen der Täter zu zwei Tagen Gefängnis. Damit sitzt sie länger ein als der Vergewaltiger selbst.

Was ist ein Menschenleben oder die körperliche Unversehrtheit einer Frau in Deutschland noch wert, wenn es sich nicht von den «Guten» für ihre Agenda instrumentalisieren lässt? Wenn die Täter Migranten und die Opfer Deutsche sind? Wenn die Tat nicht für den «Kampf gegen rechts» und eine Debatte über Rassismus gegen Ausländer taugt, weil der Rassismus immer öfter von Migranten selbst ausgeht?

Bei den beiden kleinen Mädchen aus Ghana, die in Grevesmühlen rassistisch beleidigt und attackiert worden sein sollen, war die Politik schnell zur Stelle, auch wenn wenig später herauskam, dass sich die Tat gar nicht so ereignet hatte und niemand körperlich zu Schaden gekommen war. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig äusserte sich genauso wie Innenministerin Faeser. Bei Fällen wie dem von Philippos oder Steven sucht man indes vergebens nach Stimmen aus der Politik.

Und auch das lässt die Menschen so wütend zurück. Nicht nur die Tat an sich, die geringen Strafen, sondern auch die generelle unverhohlene Gleichgültigkeit gegenüber Menschen, die in diesem Land Opfer von Zuwanderern werden. Wäre der brutale Mord an Rouven L. durch den Afghanen Sulaiman A. nicht auf Video festgehalten worden und in Echtzeit im Netz gelandet, hätte man auch hier geschwiegen, so wie man es immer tut. Dann wäre es nur eine Überschrift von vielen dieser Art in den Nachrichten gewesen. Nicht das Mitgefühl für Rouven L. oder gar Stürzenberger war hier ursächlich für die grossen Reaktionen aus der Politik, sondern die Tatsache, dass man angesichts des Echos in den sozialen Medien nicht mehr darum herumkam.

Als Deutscher zählst du im eigenen Land höchstens etwas, wenn du von Nazis getötet wirst. Wenn man deinen Tod für die «gute Sache» instrumentalisieren kann. Wenn er kein Störgefühl bei jenen hinterlässt, die Einigkeit und Recht und Vielfalt statt Freiheit propagieren. Dass genau dieses Vorgehen bei uns anderen ein immer stärkeres Störgefühl hinterlässt, ist den Verantwortlichen indes egal.