Die Frankfurter Allgemeine Zeitung wundert sich: «Lesbisch und an der AfD-Spitze: Alice Weidels Widersprüche». N-TV sekundiert umgehend: «Wie passt das zur AfD? Die Partnerin von Alice Weidel – geboren in Sri Lanka».

Dass Weidel lesbisch und mit einer Schweizerin mit Migrationshintergrund zusammen ist: Das ist lange bekannt. Wenige Tage vor den deutschen Neuwahlen scheint es aber dringend nötig, es noch einmal zu beleuchten.

Und dann die Sache mit den Steuern. «Alice Weidel zahlt doch Steuern in der Schweiz», titelt 20 Minuten. Und zwar den Eigenmietwert ihrer Immobilie. Also habe sie geflunkert, als sie gesagt habe, sie bezahle ihre Steuern in Deutschland. Dabei war jedem klar, was sie damit meinte: ihr Einkommen als deutsche Politikerin.

Nächste Baustelle: «Lügt AfD-Chefin Alice Weidel über ihren Wohnsitz?» Der Südkurier schnüffelt in ihrem Privatleben herum und mutmasst, ihr Lebensmittelpunkt liege in Wahrheit in der Schweiz. Obschon aufgrund ihrer politischen Arbeit und dem Sitz im Bundestag klar ist, wo Weidel sich meistens aufhält. Nämlich in Deutschland.

Focus macht sich Sorgen um Weidel. Das Magazin hat eine Psychologin gebeten, sich mit deren «Widersprüchen» auseinanderzusetzen. Fazit: Diskrepanzen zwischen ihren politischen Forderungen und dem eigenen Leben könnten «kognitive Dissonanzen in ihrem psychischen Erleben hervorrufen.» Eine Ferndiagnose, in der Hoffnung, diese könnte kurz vor Schluss einige Wähler beunruhigen.

Am ehrlichsten ist T-Online mit der Schlagzeile: «Habeck räumt im TV ab – Alice Weidel kann es einfach nicht.» Der Grünen-Kandidat sei «am nettesten, am empathischsten» und strahle «Lässigkeit» aus.

Alice Weidel hingegen? Sie sei eine «Eiskönigin», pflege «hysterisch zu lachen», sei «bissig» und «dünnhäutig». Bezeichnungen, die Medien niemals über andere Politikerinnen machen könnten, weil das als frauenfeindlich ausgelegt werden würde.