Antisemitischen Attacken breiten sich aus wie Lauffeuer – und nehmen immer neue, bizarre Formen an.

In Grossbritannien haben Pro-Palästina-Aktivisten in McDonald’s-Filialen Schachteln voller lebender Mäuse ausgesetzt. Die Männer skandierten «Free, Free Palestine», schwenkten palästinensische Flaggen und riefen «Fuck Israel», während sich Dutzende Nager unter der geschockten Kundschaft verbreiteten.

Gemäss Berichten auf sozialen Medien wollten sich die Palästina-Freunde dafür rächen, dass McDonald’s-Filialen in Israel Mahlzeiten gratis an Soldaten verteilt hatten.

Laut der BBC handelte es sich bei dem Anschlag in Birmingham um einen von mehreren ähnlichen Vorfällen, von denen Videos im Internet kursierten. Dabei wurden Mäuse und Stabheuschrecken ausgesetzt.

Nagetiere, namentlich Ratten, sind als einschlägige antisemitische Symbole bekannt. So wurden etwa im Nazi-Propaganda-Film «Der ewige Jude» (1940) die jüdischen Menschen als parasitäre Ungeziefer dargestellt, die es zu vernichten gilt.

«Wo Ratten auch auftauchen, tragen sie Vernichtung ins Land, zerstören sie menschliche Güter und Nahrungsmittel», heisst es im den Hetz-Film. «Sie sind hinterlistig, feige und grausam und treten meist in grossen Scharen auf. Sie stellen unter den Tieren das Element der heimtückischen, unterirdischen Zerstörung dar – nicht anders als die Juden unter den Menschen.»

Antisemitische Akte haben seit Kriegsausbruch in Nahost am 7. Oktober sprunghaft zugenommen. Ein Treiber solcher Aktionen sind Pro-Palästina-Protestkundgebungen, wie sie in den letzten Wochen dutzendfach in Europa stattfanden.

An den Kundgebungen wird der Auslöser des Krieges – das bestialische Massaker von Hamas-Terroristen an 1400 Israeli und die Verschleppung von rund 250 Menschen – oft ausgeblendet. Es kommt kaum zu einer expliziten Distanzierung von der Hamas oder gar einer eindeutigen Verurteilung deren Blutterrors. Stattdessen werden Israeli – oft auch pauschal Juden – als Aggressoren angeprangert.

Entsprechend steigen antisemitische Hass- und Gewaltakte: Benzinbomben auf eine Synagoge in Berlin. Markierung von Wohnhäusern jüdischer Bürger mit blauen Davidsternen. Hassparolen an Hausmauern wie «Tod den Juden» in Zürich – allesamt Aktionen, die dunkle Erinnerungen wecken an die Angriffe auf Juden im Vorfeld des Holocausts.

Gemäss einer Länderaufstellung der Agentur Reuters wurden in Frankreich seit dem 7. Oktober 819 antisemitische Akte gezählt – fast doppelt so viele wie im ganzen Jahr 2022. In London allein sind antisemitische Anschläge um das Vierzehnfache gestiegen.

Hass und Gewalt gegen Juden wird gemäss einer aktuellen Studie des britischen Institute for Strategic Dialogue besonders im Internet stark verbreitet. Auf der Videoplattform Youtube hat demnach die Zahl antisemitischer Kommentare innert Wochen um den Faktor fünfzig zugenommen.

In Deutschland sprach Vizekanzler Habeck den Antisemitismus unter Linken und Muslimen explizit an. «Das Ausmass bei den islamistischen Demonstrationen in Berlin und in weiteren Städten Deutschlands ist inakzeptabel und braucht eine harte politische Antwort», so der Grünen-Politiker in einer Videoansprache.

Er forderte alle Muslime in Deutschland auf, sich klar von Antisemitismus zu distanzieren, um nicht ihren eigenen Anspruch auf Toleranz zu unterlaufen.