Mein Freund Bruno hat 
 ich weiss nicht, wie ich es sagen soll. Es ist unappetitlich. Ein Unterleibsthema, noch dazu mit Warze. Und diese Warze hat nun eine dermatologische Diskussion ausgelöst zwischen Brunos behandelnder HautĂ€rztin und dem Chefarzt der Praxis. Aber fangen wir von vorne an. Bruno begab sich also letzte Woche in den Behandlungsraum seiner Dermatologin, zur Hautkrebs-Vorsorge. Die Dermatologin sagte: «Machen Sie sich mal frei.» Bruno nahm das etwas zu wörtlich und zog auch seine Unterhose aus. «So frei auch wieder nicht», sagte die Dermatologin. Aber als Bruno seine Unterhose wieder anziehen wollte, sagte die Dermatologin: «Moment mal, das möchte ich mir jetzt doch genauer ansehen.»

Bruno erzĂ€hlte mir, sie habe sich nun sein Geschlechtsteil «mit einer Art Vergrösserungsglas» angeschaut. Ich sagte: «Sei doch froh. Ohne Vergrösserungsglas gibt’s da ja nicht viel zu sehen.» Das stimmt bei Bruno wirklich, das muss man leider mal ganz ehrlich in aller Öffentlichkeit ausposaunen. Die Natur ist grausam und kĂŒmmert sich nicht darum, ob das, was sie den MĂ€nnern zwischen die Beine hĂ€ngt, auch das ist, was diese MĂ€nner sich wĂŒnschen. Die Nase eines Mannes ist ĂŒbrigens kein Indikator! Bruno hat eine sehr grosse Nase. Das ist ja das Problem. Die Natur hat all ihre Ressourcen in seine Nase investiert, und danach war einfach kein Material mehr da, das man hĂ€tte verbauen können. GĂ©rard Depardieu hingegen – um hier nur ein prominentes Beispiel zu nennen – hat sowohl eine grosse Nase als auch ein Riesending, wie man ja weiss. Die Natur scheute bei Depardieu keine Kosten. Dieser Mann kann in der Mannschaftsdusche eines Fussballklubs ganz selbstsicher duschen. Bruno hingegen sah man in der Rekrutenschule die ganzen sechzehn Wochen lang kein einziges Mal in der Kompaniedusche. Er fĂŒllte nachts heimlich Wasser in leere Bierflaschen und schĂŒttete es sich auf dem Kasernenhof hinter einem Container ĂŒber den Kopf. Sogar heute noch denke ich manchmal, dass es einfach schade ist. Bruno ist ein so netter, charakterlich toller Mann – er hĂ€tte wahrlich etwas Besseres verdient als dieses Zipfelchen!

Und jetzt ist auf diesem Nichts von einem Penis zu allem Übel auch noch eine Feigwarze gewachsen! Es ist erstaunlich, wie wenig Platz solche Genitalwarzen fĂŒr ihr Wachstum benötigen. Ich hĂ€tte ehrlich gesagt nicht gedacht, dass bei Bruno ĂŒberhaupt genĂŒgend FlĂ€che vorhanden ist fĂŒr einen Fremdkörper. Aber so kann man sich irren. Jedenfalls sagte die Dermatologin, das sei nichts Schlimmes, man mĂŒsse es nur beobachten. Und so ist es ja auch: Es ist doch nichts Schlimmes! Auch ein Mann mit einer Penisbehinderung wie Bruno kann theoretisch Kinder zeugen – die Frau bemerkt den Vorgang nur nicht. Jedenfalls sagte die Dermatologin, Bruno solle in einem halben Jahr wiederkommen, doch damit war ihr Chef nicht einverstanden. Er schrieb Bruno, er rate dringend zu einer Entfernung der Warze. Am Telefon sagte die Dermatologin wiederum, ihr Chef habe in dieser Hinsicht «eine andere Philosophie» als sie. VerstĂ€ndlich, dass Bruno verwirrt ist: Was soll er tun – die Warze behalten oder wegmachen? Ich sagte: «Bruno, schau dem Realismus in die Augen! Eine Warzenentfernung bei dir da unten, das ist ein Kahlschlag! Warze weg, alles weg!» «Spinnst du», sagte Bruno, «ich habe doch eher zu viel als zu wenig!» «Bruno», sagte ich, «wir sprechen hier nicht ĂŒber dein Bankkonto! Wir sprechen ĂŒber Dinge, die man mit Geld nicht kaufen kann!» «Ein Apfel kostet nicht viel», sagte Bruno, «deshalb hast du dir frĂŒher in der Badeanstalt ja auch einen vorne in die Badehose gesteckt!» «Aber doch nur, um die Frauen davon abzulenken», sagte ich, «dass du ĂŒberhaupt nichts in der Badehose hattest!» Ich schwöre, das war der einzige Grund fĂŒr den Apfel!