Wie soll man das bezeichnen, was sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk (ÖRR) am Donnerstagabend geleistet hat? Totalausfall? Arbeitsverweigerung?

In der ZDF-Talkshow «Maybrit Illner» sollte über das Thema Aufarbeitung der Corona-Massnahmen diskutiert werden. Was die Illner-Redaktion daraus gemacht hat, zeigt deutlich: Die Grenzen des Sagbaren sind in einer der teuersten Talkshows des Landes eng gesetzt. Ja, die roten Linien, die den Meinungskorridor umgrenzen, sind so dick gezogen, dass man dem ÖRR am liebsten sagen würde: Lasst es gleich ganz!

In der Corona-Krise hat sich der ÖRR mitschuldig gemacht. Jene Stimmen, die dringend eine breite Öffentlichkeit hätten erreichen müssen, kamen so gut wie nicht zu Wort. Jene, die mit Nachdruck und fundamental Massnahmen kritisierten, waren im Diskursraum des Talks nahezu komplett ausgeschlossen.

Jene, die vor den grossen Gefahren der Impfung warnten, konnten ihre Gedanken in alternativen Medien äussern – einem breiten Publikum, das auf die staatlichen Programme zugriff, sich «informieren» wollte, blieben diese Stimmen verborgen.

Und heute, das heisst nach der Veröffentlichung der RKI-Protokolle und der Protokolle des Expertenrats, nach dem Bekanntwerden zahlreicher Impfschäden und so weiter, macht die Illner-Redaktion was? Sie macht genau so weiter.

Sie lädt einen kritischen Gast ein. Den Schauspieler Jan Josef Liefers. Das war’s.

Kein Professor Stefan Homburg. Kein Wolfgang Wodarg. Kein Friedrich Pürner. Um von kritischen Journalisten gar nicht erst zu reden. Paul Schreyer, Mitherausgeber des Magazins Multipolar, hat die RKI-Protokolle freigeklagt. Sein Magazin hat also das geleistet, wozu ein milliardenschwerer Staatsfunk nicht fähig oder nicht gewillt war. Nämlich: Licht ins Dunkel einer Massnahmenpolitik zu bringen, die in vielerlei Hinsicht einer demokratischen Schande gleichkommt.

Müsste – im Sinne eines demokratischen Diskurses – nicht eigentlich er bei Illner sitzen? Und vielleicht der Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer, die auch zu Gast war, die Leviten lesen?

Leviten lesen? Einer Politikerin? Bitte nur das nicht. Nicht im ÖRR.

Dafür sassen dann der Virologe Christian Drosten und der Journalist Georg Mascolo mit in der Runde. Wie soll so eine Diskussion zum Thema Aufarbeitung zustande kommen, die den Namen verdient?

Liefers hat sich gut geschlagen. Der «Tatort»-Professor sprach das Panikpapier an. Darin war zu lesen, dass Kindern Angst vorm Erstickungstod der Oma gemacht werden sollte. «Das war einer der perfidesten Momente für mich», sagte Liefers.

Ansonsten: Teure Sendezeit, die vielleicht noch dahingehend ihren Nutzen hat, dass so dokumentiert ist, wie Dreyer und Co. herumlavieren.

Marcus Klöckner ist Journalist und Autor. Zuletzt von ihm erschienen: «Möge die gesamte Republik mit dem Finger auf sie zeigen. Das Corona-Unrecht und seine Täter», Rubikon.