Sie ist eine der schönsten Stimmen dieser Welt: die russische Sopranistin Anna Netrebko. Entsprechend wurde sie gefeiert und verehrt, auch in der Schweiz.
Doch nun dies: Von einem Konzert im Kultur- und Kongresszentrum Luzern (KKL) wurde sie ausgeladen. Sie ist vom Superstar zu Persona non grata geworden.
Der Grund: eine angebliche «Nähe» zu Russlands Präsidenten Wladimir Putin.
Was den Fall noch dramatischer macht: Die Ausladung erfolgte auf Druck der Behörden, auf Druck des Regierungsrats und des Stadtrats von Luzern.
Damit wird aus der Posse ein handfestes Stück Politik.
Halten wir fest:
Anzufügen wäre noch, dass dies nicht das erste Beispiel einer politisch bedingten Abstrafung, eines Musterbeispiels von Cancel-Culture am KKL ist. Ich wollte dort im letzten Herbst ein Konzert des türkischen Pianisten Fazil Say hören – und musste dann feststellen, dass er ebenfalls kurzfristig am Auftritt gehindert worden war. Damals stand der Veranstalter Migros dahinter.
Zum Verhängnis wurde Say ein Retweet des türkischen Präsidenten Erdogan zu Gaza.
Ironie der Geschichte: Im Programmheft, das nicht so kurzfristig umgedruckt oder eingestampft werden konnte, wurde Say noch für sein «politisches Engagement» gefeiert.
Man lerne: Was die modernen Gesinnungswächter des 21. Jahrhunderts gestern lobten, daraus drehen sie dir heute einen Strick.
Der Schluss kann daher nur lauten: Schluss mit Cancel-Culture, Schluss mit Brotkorbterror und Gesinnungswillkür, Schluss mit der Zerstörung der Neutralität!
Es ist sehr traurig mit anzusehen, wie die Schweiz mehr und mehr ihre Neutralität verliert, sie diese an die "werteorientierten Politik des Westens" abgibt. Humanismus, Völkerverständigung, Kultur, Sport etc. sollten weiterhin unvoreingenommen, trotz aller Schwierigkeiten, verwendet werden, nicht weiter zu spalten, sondern deeskallierend zu wirken. Neutralität ist diesbezüglich keine Schande, sie fördert das Recht die Konfliktparteien am Kragen zu packen und an den Verhandlungstisch zu setzen.
Netrebko tritt überall in der Welt auf, auf das sklavische und rassistische Europa kann sie locker verzichten.
Schlimm für die Schweiz, aber nicht für Italien, Herr Cassis. Bald folgen nämlich die nächsten Auftritte von Anna Netbrebko, aber nicht etwa in Sankt Petersburg, sondern in der Mailänder Scala, wo sie schon im Dezember 2023 in "Don Carlo" brillierte. Also : Auf nach Mailand, liebe Schweizer, ins nicht neutrale Italien !