Diplomatie, so habe ich einst gelernt, ist die Kunst und Praxis des Verhandelns, die Pflege zwischenstaatlicher und überstaatlicher Beziehungen. Diplomatisches Verhalten heisst, dass die Verhandelnden Kompromissbereitschaft und den Willen erkennen lassen, die Absichten und die Wünsche jedes Beteiligten zur Kenntnis zu nehmen. Man vermeidet, den anderen blosszustellen oder in die Enge zu treiben.

Es ist prima, wenn sich die oberste Diplomatin, die Aussenministerin, im Völkerrecht auskennt. Doch ist Diplomatie ihre Sache, wenn man nach den genannten Kriterien geht?

Hochmut ist in Krisensituationen gefährlich. Oder nennt sich das womöglich Feminismus, wenn Baerbock zum Konflikt zwischen Russland und der Ukraine lauthals erklärt, dass sie dafür sorgen will, dass der Angreifer Russland «volkswirtschaftlich jahrelang nicht mehr auf die Beine» kommt?

Auf der Uno-Sicherheitskonferenz am 24. September ging sie ebenfalls in die Vollen. Man müsse der Ukraine weitere Waffen liefern, klar, warum? «To protect children’s hospitals.» Der Verweis auf getötete oder verletzte Kinder ist der Höhepunkt jeder Suada, die hart an Propaganda grenzt. Bekommt man so Russland an den Verhandlungstisch? Damit hat sich die oberste Diplomatin aus dem Spiel genommen.

«The strongest man in your country can hide behind teenage girls who he kidnapped. But you cannot fool the world», deklariert sie.

Ich bin mir nicht sicher, wer sich hier vor der Weltöffentlichkeit zum Narren gemacht hat.