Es gibt Dinge, die begleiten einen durchs Leben – und man bemerkt gar nicht, dass ohne sie etwas fehlen würde: «Last Christmas» von «Wham» (in diesen Tagen ganz besonders), das rotbackige Gesicht des Jungen auf der Kinderschokolade oder der Gong vor der ARD-«Tageschau» («Hier ist das erste deutsche Fernsehen mit der ‹Tagesschau›»).

In diese Kategorie gehört zweifellos der Züritipp, das einzige Stadtmagazin der selbsternannten Weltstadt, das jeden Donnerstag als Beilage des Tages-Anzeigers erscheint. Was in London Time Out oder das New York Magazine im «Big Apple» ist, ist der Züritipp für Zürich. Beziehungsweise: Er war es.

Am 19. Dezember 2024 endete diese Ära – nach über 42 Jahren. Es ist keine überraschende Beerdigung, sondern der Abschluss einer Entwicklung, die Woche für Woche spürbar war. Dem Züritipp ging es wie (fast) allen Zeitungen und Zeitschriften. Er wurde immer dünner, die Inserate verflüchtigten sich. Online- und soziale Medien gruben ihm das Wasser ab.

Und nun liegt er das letzte Mal vor uns – als eine Art Abgesang und Nachruf auf sich selber. Zürcher (und Wahlzürcher) Grössen schicken ihn mit würdigenden Worten in die ewigen Jagdgründe für Printprodukte: Beat Schlatter, Corine Mauch, Mona Vetsch, Roger de Weck, Phenomden. Und viele mehr. Alle schildern ihre persönlichen Erlebnisse mit der Publikation, alle geben das letzte Mal ihren ultimativen Tipp für Zürich ab. Schriftstellerin Sibylle Berg sagt: «Ich gehe viel in meiner Lieblingsstrasse, der Lessingstrasse, spazieren und bin seit fast dreissig Jahren erstaunt über den absoluten Schwachsinn, einen Autobahnzubringer in einen Fluss zu bauen.»

Der Autobahnzubringer im Süden der Stadt bleibt – vermutlich für immer –, der Züritipp verschwindet. Zwar haben sich Kulturschaffende zusammengerauft und wollen mit dem Kulturnewsletter «Tsüritipp» ein Nachfolgeangebot etablieren. Doch den Züritipp werden sie nie ersetzen können.

Er war die einzige Publikation in Zürich, die sich an alle richtete: Egal, ob Partytiger, Operngängerin oder Bonvivant – alle fanden sie darin den richtigen Event oder die passende Location. Im Comic «Züri by Mike» erkannten sich alle wieder – sogar Thurgauerinnen und Basler. Als das Magazin im Jahr 2000 das zweite P erhielt und vom Züritip zum Züritipp aufwuchs, war dies Stadtgespräch.

Tempi passati. Ab heute ist der Züritipp Schnee von gestern. Wir weinen ihm mehr als eine Krokodilsträne nach – und verabschieden das vielleicht authentischste Stück Zürich, das es in den Medien seit der Gründung von Radio 24 gegeben hat. Ruhe in Frieden.