Und willst du nicht impfen, so brauch ich Gewalt!

Tübingens grüner Bürgermeister Boris Palmer (49) hat jetzt in der Sendung «Maischberger» 5000 Euro Bussgeld für Impfverweigerer ins Gespräch gebracht und damit eine gefährliche, fortschreitende Altersmilde bewiesen. Vor kurzem hatte er noch von Beugehaft gesprochen.

Das ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert: Zum einen, weil Corona offenbar auch in der Partei der Antiautoritären autoritäre Schichten im Unterbewusstsein boostert und die Impfbereitschaft zum neuen Willfährigkeitstest der Deutschen nach Vorbild des Gessler-Huts wird. (Weiss man eigentlich etwas über deutsche Stammlinien des legendären Landvogts?)

Zum anderen, weil Palmer wie etwa auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (58, SPD) offenbar eine tiefsitzende Wahrnehmungssperre gegen mehr als halbvolle Gläser hat: 75 Prozent Impfquote sind in einer freiheitlichen Gesellschaft ein Riesen-Erfolg und kein Anlass für Erzwingungsmassnahmen und totalitäre Fantasien von Volksgeschlossenheit.

Und wenn schliesslich in Bremen, der Stadt mit der höchsten Impfquote Deutschlands, gerade die Inzidenzen (rund 1400) durch die Decke gehen, könnte das eigentlich auch den einen oder anderen Durchregierer zum Nachdenken bringen. Eigentlich.

Eine Denkpflicht hat noch keiner gefordert.

Ralf Schuler ist Politikchef des Nachrichtenportals NIUS und betreibt den Interview-Kanal «Schuler! Fragen, was ist». Sein Buch «Generation Gleichschritt. Wie das Mitlaufen zum Volkssport wurde» ist bei Fontis (Basel) erschienen. Sein neues Buch «Der Siegeszug der Populisten. Warum die etablierten Parteien die Bürger verloren haben. Analyse eines Demokratieversagens» erscheint im Herbst und kann schon jetzt vorbestellt werden.