In der beschaulichen Gemeinde Boudry sorgt das grösste Bundesasylzentrum der Schweiz für Unruhe unter den Anwohnern.

Dastier Richner, ein lokaler Familienvater, berichtet dem Blick von zunehmenden Diebstählen und einem Gefühl der Unsicherheit, das ihn und seine Nachbarn plage. Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass er den Verein «Bien vivre à Neuchâtel» gründete. Dieser setzt sich für ein harmonisches Zusammenleben ein und zählt mittlerweile 200 Mitglieder.

Laut offiziellen Zahlen stieg die Kriminalität im Kanton Neuenburg 2022 um 4 Prozent, fast die Hälfte der ermittelten Taten wurde in der Nähe des Asylzentrums von Asylbewerbern begangen. Das führte dazu, dass die Einwohner von Boudry selbst Massnahmen ergriffen, um ihre Sicherheit zu erhöhen – darunter die Installation von Überwachungskameras und die Anschaffung von Wachhunden.

Angesichts der Situation haben Richner und andere Betroffene eine Petition ins Leben gerufen, die entweder die Umwandlung des Asylzentrums in eine Unterkunft für Familien oder dessen Schliessung fordert, sollte sich die Lage nicht binnen sechs Monaten bessern. Die Petition hat bereits 1700 Unterschriften gesammelt.

Der Gemeindepräsident von Boudry, Gilles de Reynier, versteht die Beweggründe der Anwohner. Er befürworte die Petition als Druckmittel auf die Behörden, sagt er dem Blick. Sein Vorschlag: Bei der Aufnahme von Asylsuchenden müsse selektiert werden, wobei Familien und ältere Menschen bevorzugt und junge Männer aus Nordafrika abgewiesen werden sollten.

Das Staatssekretariat für Migration (SEM) gibt an, derzeit seien rund 280 Personen im Asylzentrum untergebracht. Unter den Bewohnern finden sich auch Menschen wie Hamza aus Algerien und Amir aus Kuwait, die auf der Suche nach einem besseren Leben in die Schweiz gekommen sind.

Während einige Anwohner positive Erfahrungen mit den Asylsuchenden teilen, fühlen sich andere durch die gegenwärtige Situation gezwungen, Boudry zu verlassen. Die Gemüter in der Gemeinde sind angespannt, und es wird vor möglichen Ausschreitungen gewarnt, sollte sich die Situation nicht verbessern.