Erstens: Christian Lindner ist im grossen Haus an der Berliner Wilhelmstrasse mit knapp 2000 Beschäftigten ein Neuling, hat überdies noch nie ein Ministerium geführt.
Ich empfehle ihm als erstes das Studium des Organisationsplans (kein intellektuelles Vergnügen): Wer bleibt (mein Vorschlag: Staatssekretär Werner Gatzer)? Wer muss gehen (mein Vorschlag: Alle übrigen Staatssekretäre)?
Alle politischen Beamten des SPD-Vorgängers Olaf Scholz sollte Lindner lieber nicht entlassen, sonst kennt sich keiner mehr aus im Haus. Alle zu behalten, wäre Selbstmord vor Dienstantritt.
Jens Weidmann wäre ein exzellenter Chefökonom im Ministerium. Aber der wird sich das nicht antun; für ihn wäre es ein Abstieg.
Zweitens: Dummerweise legt der Koalitionsvertrag dem Finanzminister arge Fesseln an: Steuersenkungen, die gut und nötig wären, sind Tabu. Womöglich kommt Lindner das Verfassungsgericht zupass und kippt den Soli für die Reichen. Dann hätte Lindner freie Hand, das Urteil umzusetzen.
Und drittens: Was verriet Lindner im August der Bunten? «Mein grösster Wunsch an das Leben ist es nicht, einmal Minister in der Regierung zu sein. Sondern bald zwei, drei oder vier Mädchen oder Jungs zu haben.» Na dann!
Seit Jahren bastelt Lindner an der Wiederauferstehung der FDP. Als bedeutungsloses Regierungsanhängsel mit wechselnden Partnern so überflüssig und nützlich wie eine Reifenpanne. Dann aufgefangen und in geduldigem Oppositionsröllchen gerade so über der Unbedeutenheitsgrenze von 5% nun als unverhofftes Geschenk wie Himmelstaler Regierungsverantwortung. Schon in Verhandlungen einige Umfaller ahnt man bereits die Götterdämmerung. Leute, das wird nichts.
Lindner hat einen sehr, sehr leichten Rucksack von Bildung und Berufserfahrung. Das Meiste hat er in den Sand gesetzt. Zu hoffen, dass er es diesmal auf die Reihe kriegt.