Die Geschichte, die Boris Palmer, Tübingens Oberbürgermeister, bei Markus Lanz im ZDF erzählte, könnte den bürokratischen Leerlauf Deutschlands nicht besser versinnbildlichen: Ein toter Vogel namens Ziegenmelker habe nämlich den Neubau eines Universitätsklinikums in Tübingen gestoppt, so Palmer. Das Projekt, das drei Millionen Menschen zugutekommen würde, stehe deshalb im Konflikt mit Naturschutzauflagen, die das Habitat des Vogels schützen sollen – obwohl dieser seit einem Jahr nicht mehr gesichtet wurde.

Der Klinikkomplex müsse dringend erweitert werden, die Kosten dafür beliefen sich auf eine Viertelmilliarde Euro. Alles kein Problem, wäre das Gebiet nicht zum Ziegenmelkerhabitat erklärt worden, nachdem ein Ornithologe den seltenen Vogel dort gehört habe. Deshalb verlange die Naturschutzbehörde, alternativen Lebensraums für den Vogel zu schaffen – bevor mit dem Bau begonnen werden könne.

Das bedeute für die Stadt: Sie müsse zehn Hektar Wald roden, um den Anforderungen überhaupt gerecht zu werden. Und das wiederum stosse auf starken Widerstand in der Bevölkerung, erzählt Palmer.

Der Oberbürgermeister ist frustriert über die bürokratischen Hürden: «Es ist komplett irre!» Sein Vorschlag: Der Bürokratieabbau müsse priorisiert werden, um solche absurden Situationen in Zukunft zu vermeiden.