Im Westen wird die Ukraine-Krise gern als Konflikt zwischen einer Moskauer Despotie und einer Kiewer Demokratie dargestellt. Es geht mal wieder um Werte.

Nun ist in der ukrainischen Vorzeige-Demokratie ein Sprachgesetz in Kraft getreten, das gar nicht in diesen Wertekanon passt.

Russisch soll im öffentlichen Leben verstummen: Beamte, Polizisten, Ärzte, Apotheker, Bank- und Ladenangestellte müssen Ukrainisch sprechen.

Filme und Vorträge müssen übersetzt werden, russischsprachige Zeitungen in gleicher Auflage ukrainische Ausgaben drucken – ein Todesstoss für die Verlage.

Bürger sollen Verstösse beim «Sonderbevollmächtigten zum Schutz der Staatssprache» melden.

Die Massnahme richtet sich nur gegen das Russische, das ein Drittel aller Ukrainer als Muttersprache spricht. Im Osten des Landes sind es mehr als 90 Prozent. Sie gilt nicht für Sprachen der Minderheiten im Land.

Osteuropas Geschichte ist reich an Beispielen, dass sprachliche Diskriminierung nur Vorspiel zu Pogromen und Gewalt war.

Ist es ein Wunder, dass viele Ukrainer mehr Angst vor der eigenen Regierung haben als vor Russland?