Was macht ein Schweizer Aussenminister im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen? Genau, er steht auf und setzt sich wieder hin. Zusammen mit allen anderen. Wie ein folgsamer Schuljunge.
Es herrscht Krieg. Und da haben Besonnenheit und Weitsicht bekanntlich einen schweren Stand. Selbst im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen bestimmen Claqueure den Lauf der Dinge.
🇷🇺🇺🇦 „Alle Leben sind unbezahlbar“: Der russische Botschafter erinnert an alle Opfer, die es seit 2014 zu verzeichnen sind, nachdem eine Schweigeminute für die Ukraine bei der UN abgehalten worden ist und fordert alle Anwesenden erneut aufzustehen und zu gedenken. pic.twitter.com/0THMFn6vXm
— GeorgeOrwell3 (@george_orwell3) February 25, 2023
Mit einer Schweigeminute gedachte man dort der Ukrainerinnen und Ukrainer, die seit dem Angriff durch Russland im vergangenen Jahr umgekommen sind. Alle Mitglieder der Runde erhoben sich, setzten ernste Gesichter auf und setzten sich danach wieder. Auch der Schweizer Aussenminister Ignazio Cassis.
Dann ergriff der russische Botschafter Wassili Nebensja das Wort und forderte eine weitere Schweigeminute für die russischen Opfer ukrainischer Übergriffe seit 2014. Schliesslich seien alle Menschenleben gleich viel Wert. Er erhob sich, seine Delegation folgte, der Rest blieb, natürlich, sitzen.
Nebensjas Sitznachbar, der schein-neutrale Cassis, wäre am liebsten im Boden versunken. Er musste rasch entscheiden. Und weder Blick noch Tages-Anzeiger waren zur Stelle, um ihm den Entschluss abzunehmen.
Es sah zunächst aus, als wollte Cassis der russischen Provokation standhaft trotzen, dann erhob er sich allerdings schleunigst, als sich einer nach dem anderen im Saal erhob.
Cassis knöpfte seinen Veston zu und setzte eine ernste Miene auf. Dann setzte er sich wieder. Wie alle anderen auch.
Der Punkt ging an Wassili Nebensja. Und Ignazio Cassis ist wahrlich kein Winkelried.
Irgendwie erinnert mich die nonverbale Kommunikation an ein Begräbnis, ich vermute einmal, die UNO wird zu Grabe getragen. Wenn die nur nicht noch beginnen zu singen!
Auf den Gedanken all den russischstämmigen Ukrainern zu gedenken, die einem 8 Jahre dauernden, von der ukrainischen Regierung inszenierten Bürgerkrieg zum Opfer gefallen sind, ist natürlich keiner gekommen. Auch die jetzt so heftig bedauerten Ukrainern haben sich daran nicht gestört. Anderenfalls hätten sie sich gegen die dafür verantwortlichen Regierungen Poroschenko und Selenskyj erhoben und nicht bloss wie der gesamte Westen zugeschaut.
Ich vermisse Bundesräte, die eine klare Haltung zur Souveränität der Schweiz und ihrer Neutraltiät haben. Ich vermisse auch eine klare Offenlegung der Ereignisse seit 2014. Begonnen mit dem Sturz einer demokratisch gewählten Regierung. Aus einer Zeit als man sogar noch ARD schauen konnte. Heute unmöglich. https://www.youtube.com/watch?v=4_DGEzfcJ8c