Alt-Rocker Neil Young, 76, hat seine Musik vom Streaming-Dienst Spotify entfernen lassen, weil der Anbieter «Fehlinformationen und Lügen» über Corona verbreite. Er meint damit den millionenfach gehörten Podcast von Joe Rogan, in dem er etwa mit Dr. Robert Malone kritisch über mRNA-Impfstoffe sprach.
«Ich möchte, dass Sie Spotify heute sofort wissen lassen, dass ich meine gesamte Musik von ihrer Plattform entfernen möchte. Sie können Rogan oder Young haben. Nicht beide.» So lautete das Statement von Young.
Seinem Beispiel folgten andere Künstler wie Joni Mitchell. Auch die Kanadierin wolle Spotify keine neue Musik mehr bereitstellen.
Was die Künstler machen, ist auf den ersten Blick richtig: Statt die Person des Unmuts – in diesem Fall Joe Rogan – zu canceln, ziehen sie sich eigenverantwortlich zurück. Es ist pragmatischer, seine eigenen Tantiemen zu verschenken, als darauf zu warten, dass jemand seine Bühne verliert. Durch eine übergeordnete Instanz, hier: Spotify.
«Rockin’ in the Free World» heisst ein Song von Neil Young. Sinngemäss könnte man sagen, jeder darf seine Musik dort verbreiten, wo er will.
Der Knackpunkt ist, dass Young seinen Rückzug an die grosse Glocke hängt und dazu aufruft, den Übeltäter – für ihn: Joe Rogan – unter Druck zu setzen. Knickt Spotify ein, reden wir hier vom Phänomen cancel culture. Ausgelöst durch den Protestler Young.
Vielleicht aber löst sich das Problem von selbst: 2015 entfernte Young bereits seine Musik wegen «Qualitätsproblemen» von Spotify. Kurze Zeit später lud er sie klangheimlich wieder hoch.
Ach Herrie... da ist aber ein ganz kleine Welt fest böse geworden... wen kümmers wohl?
Irgendwie ist das ein Klassiker, wenn man es soziologisch deuten will: Man beginnt als halbwegs begabter Künstler mit viel Enthusiasmus und Idealismus, in der Regel als Linker, um die "patriarchalischen Strukturen" als böse und Quelle allen Übels darzustellen, und man selber ist natürlich ein leuchtendes revolutionäres und v.a. linkes Vorbild. Nach Jahren des Erfolges ist man dann irgendwie anders, und auf einmal ist man auf Seiten derer, die anderen sagen, wo es lang geht: Für's Imperium.
Die durschnittliche Zuschauerzahl von einem Joe Rogan Podcast beträgt 11 Mio. Ist Nei Young neidisch? Oder hat es damit zu tun, dass er 50% seines Musikkataloges an eine Firma verkauft hat, die dem Vermögensverwalter BlackRock gehört? Und dass im Vorstand von BlackRock ein ex Pfizer Verwaltungsrat sitzt? Fragen über Fragen. Jedenfalls könnte Joe Rogan auch seine eigene Streaming Platform aufmachen, fall Spotify der "cancel culture" nachgeben sollte.