Das Genfer Stimmvolk des linken politischen Spektrums hat seinen Ständerat gewählt. Nicht die junge, frische, ökologische und einnehmende Kandidatin mit Migrationshintergrund zieht wieder in die kleine Kammer ein. Sondern der demnächst pensionsberechtigte, sozialistische, Palästina-freundliche, eher bärbeissige Mann mit Schweizer Wurzeln.

Carlo Sommaruga (SP) bleibt Genfer Ständerat, Lisa Mazzone (Grüne) ist abgewählt worden. Was ist da bei Genfs Linken los? Offenbar herrscht da ein «Basisproblem». Alles, was die Politiker und erst recht die Politikerinnen ihrem Stimmvolk predigten, wurde überhört. Die Genfer entschieden sich nicht für die Frau der Zukunft, sondern für den Mann der Vergangenheit.

Die Journalisten reiben sich die Augen und fragen: Wie konnte das nur passieren? Doch solch faustdicke Überraschungen kann die Demokratie eben immer wieder bringen. Und die Genfer lieben aufmüpfige Querköpfe mit einem Hang zur Opposition mehr als geschmeidige Karrieristinnen mit quasi vorbestimmter glanzvoller politischer Zukunft

Tröstlich ist: Auch am Ausfluss des Lac Léman weht der Wind, wie er will. Da können die linken Eliten lange von Gleichberechtigung, Feminismus, Umwelt und Klimaschutz reden. Am Schluss machte der linke Teil des Souveräns all diesen laut ausgestossenen Parolen einen fetten Strich durch die Rechnung.