Sechs neue Mitglieder hat der Staatenbund Brics aufgenommen, darunter Verbündete des Westens wie Ägypten, Saudi-Arabien und Argentinien. Zwanzig weitere Kandidaten stehen auf der engeren Warteliste, sogar Nato-Partner und EU-Aspirant Türkei.

Ja, dürfen die denn das? Wie können sie es wagen, einem Bund beizutreten, der anti-westlich ist und die Dominanz von USA und US-Dollar brechen will?

Die kurze Antwort: Sie dürfen und sie können es. Vor allem aber: Sie tun es.

Bleibt die Frage, warum es immer mehr von ihnen tun.

Den Anstoss gab der Westen selbst – mit seinen Sanktionen gegen Russland. Das Einfrieren der Reserven der russischen Nationalbank war der eine Schritt zu weit.

Nie wurde das Volksvermögen eines Staates quasi beschlagnahmt. Nicht einmal gegen geschlagene Kriegsgegner war man so brutal vorgegangen.

Ausserhalb der kleinen Gruppe amerikanischer Vasallen – EU, Britannien, Australien, Japan – wusste man: Wenn sie das mit Russland machen, ist auch unser Volksvermögen nicht sicher vor dem Zugriff der Yankees.

Die USA sind noch immer beherrschende Wirtschaftsmacht, doch der Wind dreht. Der Süden fordert Reformen von Weltbank und Weltwährungsfonds – die von Washington kontrolliert werden. Diese Institutionen atmen den Geist der 40er Jahre, als sie gegründet wurden. Sie passen nicht mehr in unsere Zeit.

Die Welt sortiert sich derzeit neu, egal, ob man dies gut oder schlecht findet. Deshalb sollte es sich auch Europa überlegen, ob es klug ist, sich weiter von den USA im Schlepptau mitschleifen zu lassen. Oder ob man Alternativen nicht zumindest erwägen sollte.