Europa verzichtet auf Öl aus Russland? Kein Problem, sagt sich Moskau. Im Nu haben sich alternative Abnehmer für das schwarze Gold gefunden.

Die neuen Kunden sind China und Indien. Sie nehmen zusammen mittlerweile 80 Prozent des russischen Öls ab.

«Russland scheint kaum Probleme zu haben, willige Käufer für sein Rohöl und seine Ölprodukte zu finden», stellt deshalb die IEA in ihrem monatlichen Ölbericht fest.

Damit wollten sie verhindern, dass Russland weiterhin von einer Kriegsprämie profitiert. Die Preisobergrenze sollte einerseits die russischen Öl-Einnahmen begrenzen, andererseits die Versorgung mit russischem Öl aufrechterhalten.

Analysten bezweifeln aber, dass der Sanktionsplan auch nur annähernd so gut funktioniert, wie die G-7-Staaten dies gehofft haben.

Die Steuereinnahmen der Regierung aus dem Öl-und-Gas-Sektor sind im Vergleich zum Vorjahr zwar um fast zwei Drittel zurückgegangen. Aber Experten halten die zitierten Preise, die Russland für sein exportiertes Öl erhält, oft für «unzuverlässig».

Andere Daten wie zum Beispiel Zollberichte aus Indien würden darauf hindeuten, dass russische Beamte «ausgeklügelte Täuschungsmassnahmen» anwenden, um die als Sanktion festgesetzte Obergrenze zu umgehen und Rohöl zu Preisen zu verkaufen, die weit darüber liegen. Es stehe so viel Geld auf dem Spiel, dass Umgehungsversuche äusserst lukrativ seien, meinen Experten.

Unsicher sei deshalb, ob die G-7-Sanktionen ein sinnvolles Programm zur Verringerung der Einnahmen des Kremls seien. Meint der Energieökonom Steve Cicala von der Tufts University, der mögliche Umgehungen der Obergrenze untersucht hat. Nicht auszuschliessen, «dass dieser ganze Keil Putins Kriegskasse aufstockt».