Realpolitik kann man als jene Form von Politik definieren, die sich an Macht und Interessen orientiert und nicht an religiösen Geboten oder moralischen Normen.

Das bedeutet umgekehrt: Realpolitik bewertet nicht. Sie ordnet nicht moralisch ein. Sondern sie wägt ab, was in einer gegebenen Situation und mit dem gegebenen Personal machbar ist.

Keine Frage: Donald Trump handelt brutal und rücksichtslos. Man kann das als erfrischend ehrlich ansehen. Oder als den letzten Verlust einer Kultur höflichen Miteinanders, das unter zivilisierten Menschen eigentlich gelten sollte.

Als rücksichtslosen Egoismus oder Selbstdemontage einer Weltmacht.

Das Dumme ist nur: Solche Fragen spielen eigentlich keine Rolle.

Zumindest nicht in der Politik.

Und realpolitisch denkende Menschen wissen so etwas. Denn natürlich geht es bei den Verhältnissen zweier Staaten um Macht und um Interessen. Man kann das beklagen. Es zu ignorieren, kann aber gefährlich sein.

Die Kritik an Donald Trumps Verhalten gegenüber der Ukraine, wie sie jetzt wieder durch die Medien hallt, fällt daher unter die Rubrik «Thema verfehlt».

Politik ist kein Eiskunstlauf. Es geht nicht um Haltungsnoten.

Es geht schlicht um Macht.

Donald Trump erinnert uns in seiner sehr brachialen Art nachdrücklich daran. Das ist nicht schön.

Doch es geht nicht um das Wünschbare oder um sentimentale Erinnerungen an harmonischere Zeiten, sondern um Tatsachen.

Und die werden soeben von Donald Trump geschaffen.

Einige in Europa, wie etwa Emanuel Macron, haben das begriffen. Andere, wie etwa die deutschen Medien, noch nicht.

Sie hadern lieber mit der Situation. Das allerdings wird niemanden weiterbringen.