Frau Wagenknecht, so geht das aber nicht, Sie können Ihr Parteikonto nicht bei der Volksbank Pirna anlegen. Ihnen ist doch hoffentlich klar, dass die mit extremistischen und prorussischen Gruppierungen Geschäfte macht? Überhaupt, kriegt Ihre Partei Geld aus Russland? Wieso hat Ihr Parteiprogramm nur vier Seiten, reicht es nicht zu mehr? Und warum kommt in Ihrem 23-seitigen EU-Parteiprogramm das Wort «Frankreich» nur einmal vor? Nur einmal, erklären Sie das.

Markus Lanz arbeitet ohne Decknamen und ohne Blendlampe. Sein Hauptverhör-Instrument ist das TV-Scheinwerferlicht, in das er die aus seiner Sicht Verdächtigen platziert. Am Mittwochabend war das Sahra Wagenknecht. Der öffentlich-rechtlichen Inquisition beigesetzt waren die Journalisten Robin Alexander und Marcus Bensmann, die als nur allzu böswillige Sekundanten fungierten und «irre» skandierten.

Konstant wurde Wagenknecht mit den Begriffen «AfD», «Weidel», «Russland», «Putin», «rechtsextrem» geframt. Die Mainstream-Medien erhoffen sich davon bekanntlich abschreckende Wirkung. Merke: Du sollst keine anderen Götter neben der Regierung haben.

Da will sich also eine passionierte Politikerin für die Bürger Deutschlands einsetzen und gründet eine Partei, hier das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). Doch statt ihr Interesse zu zollen, statt über Inhalte zu reden, gibt es ein 75 Minuten langes Talkshow-Gemetzel. Keine Überraschung, erschütternd bleibt es trotzdem.

Als Wagenknecht schliesslich offenbarte, Gernot Mörig zu kennen, gab es kein Halten mehr. Der rechtsextreme Aktivist ist Organisator der leitmedial titulierten «zweiten Wannseekonferenz». Er habe ihr, wie sie berichtete, jahrelang Mails geschrieben und für sie ein Treffen mit dem Kabarettisten Volker Pispers organisiert: «Ich wusste nur vorher nicht, dass Mörig ein Rechtsradikaler ist.»

Zähnefletschen der Inquisitoren. Wittern von Kontaktschuld. Wie kann man das nicht wissen? Sie müssen doch die Hintergründe recherchieren zu den Personen. Wann war der letzte Kontakt? Vor Wochen, vor Monaten, wann genau?

Als Correctiv-Mitarbeiter Marcus Bensmann sich feixend darin verstieg, Mörig habe in Wagenknecht eine «Art Hoffnungsfigur für seinen Plan» gesehen, führte er ein Boulevard-Niveau vor, das sich nebst Gossen-Sprache – siehe Marie-Agnes Strack-Zimmermanns «Haufen Scheisse» – im politmedialen Komplex zu etablieren scheint.

Nichts davon bleibt an der stets Contenance wahrenden Wagenknecht hängen.