Die ETH empfiehlt Grünliberal. Der wissenschaftliche Leuchtturm der Schweiz strahlt die grün-blauen Parteifarben ins Land hinaus. ETH für GLP.

Konkret: Der ETH-Klimaprofessor Reto Knutti macht Wahlpropaganda für den Berner Nationalrat und Präsidenten der Grünliberalen Jürg Grossen, der im Oktober Ständerat für den Kanton Bern werden möchte.

Knutti ist in der Aufstellung des «Teams Grossen» prominent positioniert. Als «Klimaforscher ETH Zürich» verkündet er: «Ich wähle Jürg Grossen» – und weiter: «Klima- und Energiepolitik braucht rasche Lösungen und Expertise, auch im Ständerat – Jürg Grossen hat sie.»

Der Wissenschaftler Knutti erteilt dem Politiker, Elektro- und Energieunternehmer Grossen quasi die Lizenz, im Umverteilungskampf der Energie- und Klimapolitik ganz vorne mitzumischen. Prominenter Kopf im «Team Grossen» ist zudem Martin Hirzel, Präsident des Technologie-Branchenverbands Swissmem.

Knuttis Auftritt ist umso brisanter, als er in Sachen Klima praktisch die Stimme der ETH ist und er die Hochschule auf diese Linie trimmen half. Er sucht seine Botschaft jeweils mit dramatischen Bildern und griffigen Zahlen ins Publikum zu bringen, ohne viel wissenschaftliche Beilage.

Eine Demonstration gab er soeben in der SRF-Sendung «Club» mit dem aufgeladenen Titel: «Hitze, Waldbrände, Fluten, Stürme: Dieser Sommer ist gekennzeichnet von Rekorden. Was bedeutet dieses Extremwetter?»

Ziel war vor allem, Thomas Buchelis Wettersendung «SRF Meteo» nach dessen jüngsten Hitze-Fehlprognosen wieder in ein besseres Licht zu rücken. Man wolle doch einfach die Leute über Stresssituationen informieren. Knutti half mit bei der Lichtführung.

Eine Studie der Uni Bern zeige, so Knutti, dass etwa 60 Prozent der Hitzeopfer dem Klimawandel zuzuordnen seien. Also um die 370 Fälle. Als Vergleichswert nennt er 240 Opfer im Strassenverkehr. «Also wir reden von etwas, was wesentlich mehr ist als das, was im Strassenverkehr passiert.»

Zack. Kurz kam zwar die Frage, wie man denn die einzelnen Fälle als Hitzetote diagnostiziere, aber Knutti rasch: «Da muss ich sagen, da bin ich als Naturwissenschaftler überfragt.» Ein schlagender Zahlenvergleich braucht nicht noch wissenschaftliche Beilagen.