Ist die Schweiz nach dem Entscheid, die EU-Sanktionen im Ukraine-Konflikt zu übernehmen, noch ein neutrales Land? Oder hat sie sich mit dem Entscheid, beim Wirtschaftskrieg gegen Russland, von der jahrhundertealten Tradition der Unparteilichkeit verabschiedet?

Während im Bundeshaus darüber gestritten wird, legte sich das Ausland bereits fest. Die Medien schreiben von einer Zeitenwende. Laut New York Times gab das Land «eine tief verwurzelte Tradition der Neutralität auf».

Diese Aussenwahrnehmung ist entscheidend. Die Eidgenossenschaft musste sich ihre Position der Nichteinmischung durch ihr Handeln vorleben. Seit der Übernahme der Strafmassnahmen hat sie sich in diesem Krieg überdeutlich und unwiderruflich positioniert. Ökonomisch sollen die Russen mit Hilfe der Schweizer in die Knie gezwungen werden. Oder anders ausgedrückt: Was die Politiker und Diplomaten in Bern jetzt sagen, ist obsolet. Das Land war nur so lange neutral, wie es von den anderen Staaten als das betrachtet wurde. Seit Montag ist das nicht mehr der Fall.

Eines Tages – hoffentlich früher als später – wird der Westen dem grössten Staat der Erde mit 146 Millionen Einwohnern wieder die Hand reichen müssen und umgekehrt. Sonst droht die endgültige Katastrophe. Die Möglichkeit, bei dieser Versöhnung eine Rolle als Vermittlerin zu spielen, ist für die Schweiz auf ein Minimum gesunken.