Jahrelang wurde Trump von der Justiz gejagt. Immer wieder äusserte er den Vorwurf, die Justiz werde von seinen Gegnern als Waffe eingesetzt.

Folglich wartete man mit Spannung darauf, wen Trump zum Generalstaatsanwalt nominieren würde.

Gross war das Staunen und der Schock in Washington, D. C., als sein Name fiel: Matt Gaetz, rechter Flügelstürmer aus Florida. «Matt wird die systemische Korruption im Justizministerium an der Wurzel packen und die Abteilung zu ihrer wahren Mission der Verbrechensbekämpfung und der Aufrechterhaltung unserer Demokratie und Verfassung zurückführen», so Trump.

Selbst im republikanischen Lager sorgte die Nomination für offene Ablehnung. Gaetz gilt als Provokateur und Spaltpilz. Letztes Jahr hat er im Kongress eine Revolte angezettelt und den eigenen Speaker, Kevin McCarthy, abgeschossen. Weil dieser eine zu weiche politische Linie gefahren habe.

Die Basis sei hocherfreut über Trumps Nomination, sagt ein Insider aus Gaetz’ Heimatstaat Florida der Weltwoche. «Sie findet Gaetz’ Nominierung die grossartigste Sache der Welt und schmeisst gerade Partys.»

Der 42-jährige Posterboy mit wuchtiger Haartolle ist besonders bei jungen Republikanern sehr beliebt. Während der Wahlgala in Mar-a-Lago letzte Woche rissen sich zahlreiche Frauen um ein Selfie mit Gaetz.

Doch es ist keineswegs sicher, dass Gaetz vom Senat bestätigt wird. Selbst mit einer knappen Mehrheit der Republikaner könnten einige Parteimitglieder gegen ihn stimmen.

Zumal die Justiz gegen Gaetz selbst ermittelt. Es läuft eine Untersuchung wegen angeblichen sexuellen Fehlverhaltens, unerlaubten Drogenkonsums und Missbrauchs von Wahlkampfgeldern.

Hat Trump mit seinem Loyalisten Gaetz danebengegriffen? Keineswegs.

«Ich halte dies für einen Geniestreich des Präsidenten», kommentiert ein langjähriger Trump-Verbündeter. «Wenn Gaetz im Senat durchkommt, hat er einen Haudegen als Chefjuristen. Wenn er scheitert, hat Trump auch gewonnen. Denn er hat die Basis befriedigt und kann sagen: ‹Hey, ich habe ihn nominiert.›» Dann werde er einfach seinen nächsten Kandidaten aus dem Hut ziehen, der ihm wohlgesinnt sei.

«Das ist ein verdammt genialer Schachzug» des Präsidenten.