Wie haben unsere Medien doch gewarnt vor dieser Frau. Als «Schreckgespenst» wurde Giorgia Meloni präsentiert. Als Post-Faschistin, die im Herzen noch immer Faschistin sei. «Die Ängstliche macht allen Angst», titelte der Tages-Anzeiger.

Und doch hat sie die Italiener überzeugt. Bei ihrer Wahl letzten Herbst. Und – wichtiger noch – jetzt als Premierministerin im ersten Stimmungstest über Pfingsten.

Bei den Gemeindewahlen hat ihre Partei Fratelli d’Italia vom Norden bis in den Süden brilliert.

Fünf von sieben Provinzhauptstädten hat sie gewonnen. In Ancona erzielte sie einen historischen Sieg. Die Hafenstadt an der Adria fällt nach dreissig Jahren Mitte-links-Regierung wieder in konservative Hände.

Abgeklatscht wurde die neue Gallionsfigur der Linken, Elly Schlein, eine Exponentin der Woke-Kultur, die mit ihrer Lesart des Feminismus der Siegerin Meloni diametral entgegenliegt.

Die Verantwortung für die «rabenschwarze Niederlage» könne nicht nur bei ihr liegen. «Es ist klar, dass man allein nicht gewinnen kann», klagte die Verliererin.

Was eine Frau allein bewirken kann, demonstriert indessen Schleins Rivalin Meloni.

Sie schaffte den Sieg zwar nicht (ganz) im Sololauf, aber ihre Figur wirkte wie ein Stimmenmagnet.

Ihre Partner Lega und Forza Italia sind wichtige Bundgenossen für die Regierungskoalition. Doch Melonis Stern leuchtet heute – nach sieben Monaten im Amt – heller denn je.

Ihre Fratelli d’Italia stossen in die Bastionen der Lega im Norden vor, in die Lombardei und Venetien. Und sie entthronen die Matadore von Lega-Chef Matteo Salvini in Brescia und Vicenza. Auch bei Berlusconis Anhängerschaft holen sich Melonis Kandidaten viele Stimmen.

Gesiegt haben übers Wochenende nicht nur die Rechten in Italien.

Auch in Spanien eroberte die konservative Volkspartei bei Kommunal- und Landtagswahlen Regionen und Städte von der Linken zurück. Valencia, Sevilla, die Extremadura und die Balearen – «wie ein Erdrutsch» haben die Sozialisten von Premier Pedro Sánchez eine Hochburg nach der anderen verloren, wird aus den Wahlzentren berichtet. Mit dem Rücken zur Wand setzt Sanchez nun alles auf eine Karte – und ruft Neuwahlen für Ende Juli aus.

Verloren haben – einmal mehr – auch die Polit-Prognostiker und die Medien. Keine Umfrage hatte die Klatsche für die Sozialisten vorausgesagt.