Die deutsche Wirtschaft ist im dritten Quartal 2024 unerwartet um 0,2 Prozent gewachsen. Dies geht aus ersten Schätzungen des Statistischen Bundesamtes hervor. Damit konnte eine technische Rezession abgewendet werden. Noch im Vorquartal war die Wirtschaftsleistung geschrumpft, weshalb Analysten erneut ein Minus vorausgesagt hatten. Ein überraschender Anstieg bei den staatlichen und privaten Konsumausgaben sowie statistische Anpassungen gelten als Hauptursachen für die positive Entwicklung.

Der Analyst Elmar Völker von der Landesbank Baden-Württemberg kommentierte im Gespräch mit der Zeitung Welt die Zahlen als «positive Überraschung», warnte jedoch vor einer vorschnellen Interpretation als Trendwende. Denn das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) weise seit zwei Jahren eine «flimmernde» Konjunktur auf, die sich durch ein Wechselspiel von leichten Wachstums- und Schrumpfungsphasen auszeichne. Der erneute Rückgang im zweiten Quartal wurde zudem nachträglich auf −0,3 Prozent korrigiert, wodurch das aktuelle Wachstum relativ betrachtet höher erscheint.

Vizekanzler Robert Habeck sieht im unerwarteten Sommerwachstum dennoch einen «Lichtblick». Die deutsche Wirtschaft sei robuster als erwartet, so der Wirtschaftsminister. Er forderte jedoch zugleich weitere Massnahmen wie Investitionsanreize, Innovationsförderung und Entbürokratisierung. Habeck drängte auf ein «gemeinsames Agieren», um die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland zu stärken.

In der Ampelkoalition sorgt die wirtschaftliche Entwicklung jedoch weiterhin für Spannungen. SPD-Co-Vorsitzende Saskia Esken warf Finanzminister Christian Lindner eine «Bremserrolle» vor, da dieser sich nicht zu nötigen Einnahmenerhöhungen bewegen lasse. Dies hat laut Esken dazu geführt, dass das Entlastungspaket für die Wirtschaft «zu klein» ausgefallen ist. Experten warnen, dass Deutschland trotz der positiven Quartalszahlen weiterhin Gefahr laufe, von anderen europäischen Volkswirtschaften abgehängt zu werden.