Wo immer sich derzeit Spitzen des Staates in die Öffentlichkeit wagen, müssen sie damit rechnen, ausgepfiffen zu werden – kein Wunder bei einer Zustimmungsquote der Ampel von gerade mal 27 Prozent.

Das geschah Frank-Walter Steinmeier 2014 als SPD-Aussenminister, der zum Europawahlkampf auftrat und auf der Rednerbühne förmlich ausflippte und den Buhrufern zurief: «Europa, das ist die Erinnerung an Zeiten, in denen die Menschen einander nicht zugehört haben, sondern geschossen haben, ich fordere euch auf, hört zu!» Die Ironie merkte er wohl selber nicht, denn er steht einem Staat vor, der den Krieg in Europa aktiv anheizt – mit Waffen und Ausbildung von ukrainischen Soldaten. Er rief mit Zornesadern in der Stirn: «Hätten wir auf Leute wie Sie dahinten gehört, wäre Europa kaputt!» Aber ist es das nicht schon längst?

Ähnliches passierte nun Kanzler Olaf Scholz auf Wahlkampftour in Brandenburg. Die Menge brüllte so laut «Hau ab!» und «aufhören!», dass man nur noch die Worte «Putin» und «Waffen» (gellende Pfiffe) und «wir Freiheitsfreunde» (Pfeifkonzert) bei dem von Pleiteticker.de ins Netz gestellten Video verstand.

Offenbar hat auch er den Ruf nicht verstanden. Die Menschen wollen keinen Krieg.

Erstaunlich nur, dass die Staatsführer sich dennoch diesem doch sehr feindseligen «Bad in der Menge» aussetzen. Aber wer weiss, vielleicht läuft da ein interner Wettbewerb: Steinmeiers Wutausbruch wurde zwei Millionen Mal geklickt, möglicherweise versucht Olaf Scholz nun einfach, ihn darin zu überbieten.