Bislang fielen radikale Prediger durch Verhalten und Kleidung auf. Doch nunmehr tritt eine neue, äusserlich unauffällige Strömung in Erscheinung. Die sogenannten Hipster-Salafisten. Ihre Bärte sind dezent wie gepflegt. Die Kleidung ist westlich, jugendlich, ebenso wie Sprache und Ausdrucksweise.

Jedoch ist die Denkschule dieselbe geblieben. Der Islam wird als einzig wahre Religion gepredigt und seine Ausbreitung propagiert. In einer strengen, traditionellen Form. Kontakte zu Dschihadisten sind ebenso belegt wie Ausreisen von Missionierten ins syrische Kriegsgebiet.

Die Dokumentationsstelle Politischer Islam, DPI, räumte daher den Hipster-Salafisten im jüngsten Bericht breiten Raum ein. Ferdinand Haberl, stellvertretender Direktor der DPI, spricht davon, dass Islamisten so nicht mehr auf den ersten Blick erkennbar seien. Aber auch die Begriffe und die Argumente haben sich gewandelt. Auf Muslim Interaktiv und Generation Islam ist nicht mehr die Rede von «Ungläubigen», sondern von «Muslimfeindlichkeit» und «antimuslimischem Rassismus».

Im Gegenzug werden Christen und Atheisten bei Islam-Quizzen vorgeführt. Live übertragen auf Imam TV. Für die Teilnahme erhalten Passanten auf der Wiener Mariahilfer Strasse 10 Euro. Dafür müssen sie Fragen beantworten wie beispielsweise: Wie oft am Tag beten Muslime? Vor einigen Jahren versuchte man es noch mit Koranverteilaktionen. Nun dienen Tiktok und Youtube als Einstiegsprogramm in ein radikales Milieu.

Eingebettet sind die Hipster-Salafisten in einem grossen transnationalen Netzwerk. Von der Islamic Education and Research Academy im Vereinigten Königreich bis hin zu salafistischen Aktivisten in Deutschland wie Marcel Krass und Stef Keris.

Nachdem G. K. Chesterton recht hatte – wenn die Leute aufhören an Gott zu glauben, glauben sie nicht nichts, sondern allen möglichen Unsinn –, stossen die Hipster-Salafisten nicht nur bei Muslimen, sondern auch unter Abendländern auf grosses Interesse.