Ich bin Feministin. Aber ich hege eine tiefe Abneigung gegen den Feminismus unserer Zeit.

Macht keinen Sinn? Lassen Sie es mich erklären.

Schriftlich ist das Wort féministe erstmals 1872 im Buch «L’Homme-femme» nachweisbar: «Die Feministen, gestatten Sie mir diesen Neologismus, haben jedenfalls die beste Absicht, wenn sie versichern: Das ganze Übel liegt darin, weil man nicht anerkennen will, dass die Frau ganz auf dieselbe Stufe gehört wie der Mann, und weil man ihr nicht dieselbe Erziehung gibt und nicht dieselben Rechte einräumt wie dem Manne.»

Für die Gleichberechtigung von Mann und Frau brenne ich. Was ich verabscheue? Den Opfer-Feminismus à la Sophie Passmann, der berühmten feministischen Autorin.

Jedes Mal, wenn ich etwas von ihr konsumiere, lerne ich, was Mann besser kann: «Frauen haben weniger gelernt, anzuecken», oder auch «Männer haben Netzwerke, Frauen nicht.»

Diese Opferhaltung ist nicht klug. Die Gleichberechtigung erreichen wir nicht, indem Feministinnen Frauen zu Opfern stilisieren und eruieren, welches Geschlecht in welcher Disziplin die Nase vorne hat.

Das ist kein Feminismus. Das ist Schwachsinn.

Ich schreibe jetzt erst mal meinen Eltern eine Whatsapp: «Guten Morgen ihr zwei Feministen, Danke, dass ihr mich von klein auf gelehrt habt, dass anecken eine Errungenschaft ist.»