In Deutschland Aufmerksamkeit zu generieren, ist simpel. Ein mehrdeutiger Spruch über den Holocaust reicht für einen allgemeinen Aufruhr.

Als Professor Sucharit Bhakdi, ein prominenter Covid-Massnahmen-Gegner der ersten Stunde, im Frühling 2021 Israels aggressive Impfpolitik mit dem Holocaust gleichsetzte («Sie [die Juden] haben das Böse jetzt gelernt und umgesetzt»), war der Mann verzweifelt. Er sah eine humanitäre Katastrophe kommen, vor der man warnen musste.

Ich hatte Bhakdi kurz zuvor für ein Porträt zu Hause in Norddeutschland besucht. Der Mann war eine medizinische Koryphäe. Die mRNA-Impfung betraf ein Gebiet, auf dem er ein Leben lang geforscht hatte. Und Bhakdi war der Überzeugung, dass die massenhafte Zwangsverabreichung dieser neuartigen Stoffe einem Verbrechen gegen die Menschlichkeit mit Millionen von potenziellen Opfern gleichkomme.

Es war nie Bhakdis Ziel, gegen die Juden zu mobilisieren. Ob seine Aussagen trotzdem antisemitisch sind, wird nun die deutsche Justiz entscheiden. Doch die Tragik der Geschichte liegt anderswo.

Für Aufmerksamkeit war mit dem Holocaust-Vergleich gesorgt. Doch es nützte ihm nichts. Der Preis war die Glaubwürdigkeit. Bhakdi machte es seinen Gegnern einfach, eine sachliche Debatte über seine Impfkritik zu verweigern. Mit einem Holocaust-Relativierer redet man nicht.