Der Schock sass tief bei den Saudis und den anderen eifersüchtigen Golfstaaten, als im Jahre 2010 der ungeliebte Nachbar Katar von der Fifa die Endrunde der Fussball-Weltmeisterschaft 2022 zugesprochen erhielt. Seit diesem Tiefschlag war klar, dass sich die Saudis revanchieren mussten.

Das war insofern ein leichtes Unterfangen, als sich Fifa-Präsident Gianni Infantino mit Autokraten aller Art bestens versteht und sich schon bald nach Amtsantritt mit Saudi-Arabiens starkem Mann Mohammed bin Salman verbrüderte. Der Rest war nur noch eine ausserhalb der Fifa umstrittene Chefsache: 2034 wird erneut in der Wüste um den begehrtesten WM-Titel gespielt.

Für Saudi-Arabien wird das Projekt nun zehn Jahre lang zu einem publizistischen Spiessrutenlauf, wie es zuvor schon mit Katar der Fall war. Die Menschenrechtslage im arabischen Grossreich ist in der Tat derart bedenklich, dass in den westlichen Medien allein schon die Tatsache, dass Frauen ein Auto steuern dürfen, als bahnbrechender Fortschritt gefeiert wurde.

Die Fragen, die sich dabei immer wieder stellen: Soll der Sport, allen voran der Fussball, allein vorausgehen und Saudi-Arabien meiden, während sich die gesamte übrige Weltwirtschaft in Riad vor den Saudis bedenkenlos in den Wüstenstaub wirft, um am Aufschwung des Landes und an den Petro-Milliarden teilzuhaben? Ist die Menschenrechtslage in China und Russland denn so viel besser? In beiden Ländern fanden vor kurzem Olympische Spiele statt, in Russland auch noch die Fussball-WM. Die Proteste blieben eher dezent.

Sie kaufen, was sie wollen

Die reichen Golfstaaten kaufen sich alles, was sie wollen. Und sie bekommen auch alles, Saudi-Arabien allen voran: Formel 1, Tennis, Golf, Darts, Boxen, was auch immer, und natürlich Fussball. Es ist nur eine Frage von Jahren, bis sogar die Ski-Weltmeisterschaft auf einem beschneiten Wüstenhügel stattfinden wird. Die bereits geholten asiatischen Winterspiele sind dazu nur eine erste Übung für Wintersport auf Sanddünen.

Zudem: Pompöse, teure Sportanlässe sollten nicht zulasten der Steuerzahler oder der notleidenden einheimischer Bevölkerung organisiert werden, wie etwa die Fussball-WM 2010 in Südafrika. Sie gehören dorthin, wo das Geld tonnenweise herumliegt. In Südamerika kann kein Land eine WM mit 48 Teilnehmern verschmerzen. Für Saudi-Arabien hingegen spielt es keine Rolle, ob zwei- oder dreistellige Milliarden-Beträge in futuristischen Stadien verdampfen, die nach der WM weitgehend nutzlos herumstehen, wie das nun auch in Katar der Fall ist.

Anders ist die Lage in Marokko, wo bei der WM-Endrunde 2030 nebst Spanien und Portugal einige Spiele stattfinden werden. Marokko plant in Casablanca das grösste Stadion der Welt für 115.000 Zuschauer – ein völlig idiotisches Projekt, an dem dummerweise auch die Schweiz beteiligt ist. Gemäss Mission der helvetischen Entwicklungshelfer gilt Marokko als armes Land. Unser Parlament hält es deshalb für angebracht, Marokko über Jahre mit Millionen aus Schweizer Steuergeldern einzudecken – dies unter dem Titel «Förderung von Tourismusprojekten».