Was man von der «neuen» Frauenbewegung der siebziger Jahre halten soll, hat Alice Schwarzer einst in einem kurzen Satz zusammengefasst: «Frau sein allein genügt nicht», kurz: Man muss auch noch die richtige Einstellung mitbringen. Deshalb war und ist Frauensolidarität meistens eine Einbahnstrasse gewesen: Frau fordert Solidarität, vergibt sie aber eher selten. Oder ist mir entgangen, dass Feministinnen sich massenhaft hinter die Frauen im Irak gestellt haben? Und wie viele Frauen sind gemobbt oder von ihren beruflichen Positionen entfernt worden, weil sie im Biologieunterricht aufgepasst haben und wissen, dass es Mann und Frau gibt und ein paar wenige Unglückliche, die weder das eine noch das andere sind?

Und so herrscht auf Feministinnenseite auch jetzt wieder geballtes Schweigen, was die beim Boxkampf an den Olympischen Spielen unterlegene Angela Carini betrifft. Sie brach den Kampf ab, weil sie sich nicht von der sehr männlich wirkenden gegnerischen Person halb totschlagen lassen wollte. Diese Person aber wurde vom IOC zugelassen, weil sie laut Pass eine Frau sei.

Nun mag der Fall Imane Khelif durchaus komplexer sein, als es den Anschein hat. Aber angesichts der Orgie an Beschimpfungen, die etwa J. K. Rowling über sich ergehen lassen muss, weil sie sagt, dass es nur zwei Geschlechter gibt, liegt der Verdacht nahe, dass sich viele Feministinnen auf eine Auseinandersetzung mit aggressiven Transaktivisten nicht einlassen wollen. Ausgerechnet sie geben dem Patriarchat eine Chance.

Denn wenn sich Männer mit einem blossen Sprechakt zur Frau erklären dürfen, können sie nicht nur bei den Olympischen Spielen ungehindert ihre weiblichen Konkurrenten niedermachen. Das wird alles noch sehr, sehr lustig, bis uns das Lachen endlich vergangen ist.