Die Zürcher SP-Regierungsrätin Jacqueline Fehr ist die Simplicissima der Politik.

Nach der Messerattacke eines gebürtigen Tunesiers auf einen Juden mitten in Zürich holte sie ein einfaches Rezept aus der Schublade und schob die Verantwortung maliziös den Gemeinde zu, indem sie säuselte: «Die Gemeinden hätten das Geld. Statt Steuern zu senken, müssen sie einfach mehr in die Gewaltprävention investieren.»

Es ist dies einer der unverfrorensten und dümmsten Sätze, der im Zusammenhang mit dem brutalen Angriff gesagt worden ist. Nicht nur, dass Fehr damit den Gemeinden den Schwarzen Peter zuschiebt, das Opfer durch eine unsachliche Diskussion indirekt verhöhnt und sich als Chefin der Justizdirektion selbstherrlich entlastend davonschleicht.

Der Ruf nach «Prävention», «Prävention», «Prävention» ist ein Reflex linker Politiker, mit dem sie das Staatswachstum beflügeln und nebenbei ihrer eigenen Klientel den Weg in den Speckgürtel der Verwaltung ebnen. «Prävention» klingt immer gut, und da ihr Nutzen auch kaum nachweisbar ist, eignet sie sich als politische Allzweckwaffe.

Das zeigt nicht nur die Zürcherin Fehr. Auch die nationale Politik macht auf Präventionitis. So hat der Nationalrat zeitgleich mit Fehrs Äusserung die Verlängerung eines nationalen Präventionsprogramms gegen Armut angenommen.

Das Schöne aus Sicht der Präventionisten: Hier wie beim Fall Fehr wirkt die Prävention als Wundermittel der Politik. Statt die Zuwanderung zu kontrollieren: Prävention gegen Gewalt. Statt die Wirtschaft zu entlasten: Prävention gegen Armut. Dank der Prävention, einer wirklich genialen Erfindung, kann man Probleme mit verursachen und sich erst noch, ohne sie wirklich zu lösen, als Retter inszenieren – natürlich immer auf Kosten der Steuerzahler.