Am Sonntag ist kleine Bundestagswahl. 19 Millionen Menschen entscheiden über die politische Zukunft in Bayern und Hessen. Und weil es so viele sind und die Länder zum Kern vom Kern Deutschlands zählen, stimmen sie in Wahrheit über die Arbeit der Bundesregierung ab.

Für die Regierenden dürfte das zum Desaster werden: Vor allem die Kanzlerpartei SPD gerät nach allem, was sich in Umfragen zeigt, unter die Räder. Einstellig in Bayern, 16 bis 17 Prozent in Hessen, wo sie einst regierte – das sind die Werte, mit denen Olaf Scholz rechnen kann. Es wird der Tiefpunkt seiner bisherigen Kanzlerkarriere. Und weil Rechte von AfD bis Freie Wähler erstarken, ist das Ganze mehr als eine Erkältung. Die Regierung liegt am Tropf im Krankenhausbett. Ob sie sich nochmal erholt, können die Ärzte derzeit nicht sagen.

Für Scholz geht es ums politische Überleben. Will er runter vom Krankenlager, muss er einer Operation zustimmen. Möglich wäre eine Kabinettsumbildung. Innenministerin Nancy Faeser ist bei einer krachenden Niederlage in Hessen, wo sie als Spitzenkandidatin der SPD antritt, nicht mehr zu halten.

Der einzige Aktiv-Posten aus der eigenen Partei, den Scholz im Kabinett hat, ist Verteidigungsminister Boris Pistorius. Schiebt Scholz ihn ins Innenministerium, hat er die Chance, damit gleichzeitig einen Kopf zu gewinnen, der das Schmerzthema Migration massgeblich bestimmt.

Selbst ran muss der Kanzler, was Energie- und Klimapolitik betrifft. Sein Vize Robert Habeck stellt die Klimapolitik über alles, mit dem zweifelhaften Ergebnis, dass beim Klima nichts besser, aber bei der Industrie alles schlechter wird. Diese Irrfahrt kann nur der Kanzler selbst beenden.

Er kann natürlich all das auch lassen und auf Homöopathie setzen. Dann jedoch haben definitiv die letzten zwei Jahre seiner Kanzlerschaft begonnen.

Es gilt: Am Montag nach dieser Wahl hat Scholz die Wahl.