Eine der schärfsten Waffen im Krieg ist das Wort. Wer die Hoheit über die Begriffe hat, geniesst einen unschätzbaren Vorteil.

Besonders gut lässt sich das an der militärischen Spezialoperation in der Ukraine, pardon, am russischen Angriffskrieg beobachten. Beide Begriffe werden gebetsmühlenartig von Politikern und Medien der jeweiligen Seite verwendet. Da steht der diverse Westen dem monolithischen Osten nicht nach.

Seit einiger Zeit hat sich eine neue Vokabel in das westliche Sprachkorsett geschlichen: der «Personalmangel» der ukrainischen Streitkräfte.

Bislang hätte man bei Personal an die Dienstboten in «Downton Abbey» gedacht oder an den Personalmangel in deutschen Kliniken. Einer Armee aber, so dachte man, fehlt es an Männern, an Soldaten.

Nur nicht der ukrainischen. Die braucht Personal. Klingt doch gleich viel harmloser, ziviler. Da denkt man nicht gleich an Blut, Tod, Verstümmelung.

Politikern ist es unbenommen, das öffentliche Bewusstsein auf diese Weise beeinflussen zu wollen. Das ist ihre zweite Natur.

Aber Medien haben eigentlich die Aufgabe, diese Euphemismen zu durchschauen, Klarheit in den Nebel zu bringen.

Dass sie es nicht tun, erlaubt nur zwei Rückschlüsse: Sie machen freiwillig mit. Oder sie folgen freundlich gemeinten Ratschlägen von oben.