Jetzt, wo der Winter kommt, jetzt, wo es wieder kalt wird in den Schützengräben der Ukraine, jetzt, wo es im Osten nichts Neues gibt, jetzt, wo der sinnlose Abnutzungskrieg seine hässliche Fratze zeigt, jetzt, wo Zehntausende Soldaten und Zivilisten gestorben sind, verstümmelt oder verwundet wurden – wie meine beiden Grossväter damals –, jetzt, wo man wieder fragt, wofür? Jetzt, wo Europa – #NieWiederKrieg – langsam anfängt, über seinen Rückfall ins 20. Jahrhundert beschämt zu sein …

Jetzt, wo Mütter wieder über ihre Söhne trauern und Frauen ihre Männer zurückwollen, jetzt, wo man darüber sogar in der «Tagesschau» lesen kann, jetzt, wo man Marie-Agnes Strack-Zimmermann nicht mehr nach Waffen krakelen hört, jetzt, wo die Männer müde sind und ein ganzes Land erschöpft ist, jetzt, wo wir wissen, dass der Westen im März 2022 ein Friedensangebot Russlands vereitelt hat, weil der Westen noch nicht ready for peace war, jetzt, wo man den Generälen zuhört, die seit langem mahnen, dass dieser Krieg militärisch nicht zu gewinnen ist, jetzt, wo Signale vernehmbar sind, dass die USA die Ukraine fallen lassen (aber von «Stellvertreterkrieg» durfte man nicht reden!) …

Jetzt, wo die Energiepreise wieder steigen, aber die Subventionen eingestellt werden, jetzt, wo man die Nord-Stream-Pipeline wieder aufbauen könnte, um dieses Problem zu lösen, jetzt, wo die Weltöffentlichkeit den zweiten tragischen Krieg hat, so dass sie dem ersten kein Augenmerk mehr schenken kann …

Jetzt, wo wir uns erinnern, dass die Entspannungspolitik mit Russland vielleicht keine dumme Idee war, jetzt, wo leise im Gedächtnis rumort, dass die friedliche Revolution von 1989 ein Geschenk und zugleich politischer Auftrag für Europa war, die Architektur einer gemeinsamen Friedensordnung mit Russland zu entwerfen, anstatt einer Nato-Obsession zu frönen …

Ist jetzt nicht endlich Zeit für Frieden?