Meine Sorgen möchte ich haben, wird sich manch ein Oxford-Student, eine -Studentin oder was dazwischen gedacht haben.

Er, sie oder es schnappte sich ein Regenbogenfähnchen und mischte sich unter Gesinnungsfreunde, um gegen einen Auftritt der Philosophin Kathleen Stock vor der Studentenvereinigung Oxford Union zu demonstrieren. Denn Stock vertritt so kühne Thesen wie: «Es ist nicht hate speech, zu sagen, dass Männer keine Frauen sein können.»

Die Feministin ist auch der Überzeugung, dass niemand nach Gusto sein Geschlecht bestimmen kann, unabhängig von den biologischen Voraussetzungen. Der Erkenntniswert dieser Aussage ist nicht fundamental hoch, hat aber die Gemüter in der alten englischen Universitätsstadt in Wallung gebracht – nach bewährtem Muster.

Denn Selbstverständlichkeiten dieser Art empören die Transgender-Aktivisten so sehr, dass sie ein Auftrittsverbot für die Philosophin forderten, was wiederum die Vertreter der freien akademischen Rede zur Weissglut und zu Gegenprotesten treibt. Irgendwo dazwischen sitzt die Universitätsleitung, weiss nicht mehr, wo ihr der Kopf steht, und ringt um den Rest ihres gesunden Menschenverstands.

Das alles hat sich diese Woche wieder in Oxford zugetragen, einer Institution, deren Ursprünge auf das 11. Jahrhundert zurückreichen. Es wäre vermessen, zu behaupten, dass sich das Niveau der intellektuellen Debatten gerade in einem Allzeithoch befindet. Immerhin kam Stock doch noch zu ihrem Auftritt und durfte sagen, dass es zwischen Frauen und Männern einen Unterschied gibt.

Die Regenbogenfähnchen haben diesmal nichts genützt.