Dass Harvey Weinstein das noch erleben durfte. Gut, gerade hat man ihn wieder einmal verurteilt. Aber das hätte ihm gefallen: So eine Hollywood-Inszenierung hätte er auch gerne produziert.

Der Auftritt von Wolodymyr Selenskyj vor dem US-Kongress war ganz grosses Kino. Es gab Spannung, es gab Tränen, es gab eine Fahne von der Front, und es gab Treueschwüre.

Letztere waren an Pathos nicht zu überbieten – und sollten gerade deshalb vorsichtig stimmen. Denn die Erfahrung lehrt: Je dröhnender eine Freundschaftsbekundung, desto hohler ist sie.

Echte Freunde reden nicht herum, sie helfen einander. Selenskyjs Reise aber zeigte, dass er sich des amerikanischen Beistands nicht mehr sicher sein kann. In der Bevölkerung fragt man immer lauter, wie viel Geld diese Ukraine denn noch verschlingen wird.

Selenskyj gab darauf eine bemerkenswerte Antwort: Mit diesem Geld werde die Ukraine «möglichst verantwortungsvoll umgehen». Mehr als «möglichst» wäre auch übertrieben aus dem Mund eines Präsidenten, der einem korrupten Oligarchen-Staat vorsteht.

Passend zur Rede hat eine US-Behörde die Kontrollen von Geldern für die Ukraine verschärft. Das Risiko, dass diese Mittel «auf dem Schwarzmarkt» landeten, sei «sehr real», hiess es vom Defense Criminal Investigative Service.

Entscheidender als die öffentlichen Auftritte waren freilich die Gespräche Selenskyjs. Bei ihnen wird man ihm klargemacht haben, dass er und sein Land nur Hauptdarsteller und Szenerie sind. Drehbuch und Regie kommen aus Washington. Dort wird entschieden, wann und wie der Film endet.