Sie leben in einer Familie aus Vater, Mutter, Kind, haben als Mutter Ihr Kind in den ersten drei Lebensjahren selbst betreut, weil sie Krippen und Kitas nicht grossartig finden? Sie haben es gestillt, getragen und im Familienbett schlafen lassen?

Dann sind Sie wahrscheinlich rechtsextrem.

Oder auch linksextrem, oder eine dieser Öko-Muttis, die ihre Kinder schnuller- und laktosefrei im Tragetuch bis zum Abitur durchstillen.

So ganz sicher ist man sich auch bei der Wochenzeitung Die Zeit nicht, die unter dem Titel «So wird Erziehung zur Ersatzideologie» jene Eltern an den politischen Pranger stellt, die ihre Kinder behĂŒtet und umsorgt erziehen, denn man steckt auch in dieser Redaktion im politischen Links-rechts-Dilemma fest: Einst war diese Bindungssache gut und richtig, weil all das ja vor allem bei linksalternativen und ökobewussten Gesellschaftsschichten beliebt war.

Aber jetzt ringe «die bindungsorientierte Elternszene um die Deutungshoheit ihres Erziehungsstils», weil Rechtskonservative und natĂŒrlich AfD-nahe Kreise und, nicht zu vergessen, fundamentalistische Christen diesen Lebensstil angeblich unterwandern.

Ehe man noch sein Lieblings-Pronomen in der GebĂ€renden-Kind-Gruppe vorgetanzt hat, gerĂ€t man als vorbildlicher, gleichstellungsorientierter Öko-Rollentausch-Vater mit Kind vor dem Bauch geschnallt in den Verdacht, ein Nazi zu sein!

Ein Skandal!

Bei der Zeit weiss man, dieses sogenannte «Attachment Parenting» sei heute westlich, elitĂ€r und treibe den MĂŒttermythos und natĂŒrlich biologistische Vorstellungen von Elternschaft aber auch schlimme Dinge wie das MĂ€rchen des natĂŒrlichen Mutterinstinktes voran.

Die Szene sei gar nicht liberal und divers, stattdessen leben das jetzt vor allem «weisse Frauen aus der Mittelschicht», die gerne auch «neurechte VerschwörungserzÀhlungen verbreiten».

Der geĂŒbte IdentitĂ€tspolitiker erkennt sofort einen klaren Fall von kultureller Aneignung, denn immerhin rauben hier weisse deutsche Nazi-MĂŒtter den Erziehungsstil eines ganzen afrikanischen Kontinentes, wo Stillen und körpernahes Tragen der Kinder bis heute flĂ€chendeckend praktiziert wird. Das erwĂ€hnt man bei der Zeit aber nicht, denn es passt auch nicht so gut ins eigene Vorurteil der rassistischen weissen Still-MĂŒtter.

Bei der Zeit hat man ausserdem ganz andere Sorgen: Diese MĂŒtter sind nĂ€mlich nett und nicht selten engagiert in Kita und Schule. Wir lesen von Insidern, die berichten, die Elternblase habe ein «Naziproblem», diese seien frĂŒher nĂ€mlich streng gewesen und prĂ€sentierten sich heute aber «als sanfte und zugewandte Eltern». Wirklich clever, diese Rechten!

Machen wir es kurz: Egal, wie Sie als Eltern erziehen – ob streng oder sanft, ob sie Kinder stillen oder mit FlĂ€schchen fĂŒttern, ob Sie sie herumtragen oder schreien lassen – Sie machen es sowieso falsch und sind eigentlich immer ein Erziehungs-Nazi.

Gut, dass man das bei der Zeit endlich geklÀrt hat.