Dieser Text erschien zuerst auf dem Onlineportal Inside Paradeplatz von Journalist Lukas Hässig.

Heute frohlockt die Zürcher Kantonalbank über einen neuen Vor-Steuer-Rekordgewinn. 690 Millionen, das in einem halben Jahr. Zudem nahezu eine halbe Milliarde Kundenanlagen: Die Nummer drei der Schweiz platzt seit dem CS-Verschwinden aus allen Nähten. Das führt zu Übermut. Wir haben’s nicht nötig, den roten Teppich auszurollen.

In Bülach beim Flughafen löcherte eine Beraterin einen frischen Kunden, der im Rollstuhl aufgetaucht war, mit Fragen. Der Mann beantwortete diese brav. Bis zu dieser: «Sind Sie in einer politischen Partei?»

Ja, bin ich, lange aktiv in der Zürcher SVP-Zentrale. Doch das geht niemanden etwas an, so die Meinung des Betroffenen, der die Auskunft verweigerte.

Dies berichtete gestern Die Tribüne, ein neuer Politblog des Ex-SVP-Kantonsrats Hans-Peter Amrein.

Die ZKB-Mitarbeiterin reagierte unwirsch. Ohne Offenlegung könne sie ihm kein Sparkonto eröffnen, beschied sie dem Mann. Der durfte darauf unverrichteter Dinge davonrollen. Die ZKB sei «regulatorisch verpflichtet, politisch exponierte Personen zu erkennen», begründete eine Sprecherin der Bank auf Anfrage das Vorgehen. «Darunter fallen Personen, die auf nationaler Ebene führende öffentliche Funktionen in Politik, Verwaltung, Militär und Justiz innehaben.»

Der SVPler ist weder ein Jositsch noch eine Moser. Er übte eine lokale Administrativ-Funktion innerhalb der Volkspartei aus.

Die ZKB-Beraterin in Bülach ging dem nicht auf den Grund. Sie machte lieber kurzen Prozess. «Aufgrund des Bankkundengeheimnisses können wir den konkreten Sachverhalt nicht kommentieren», sagt dazu die Medienfrau der Kantonalbank. «Sollte in einem Einzelfall eine missverständliche Formulierung gewählt worden sein, bedauern wir dies.»

Bei der Bankiervereinigung zeigt man sich erstaunt. Man wisse nichts von verschärften Vorschriften beim «On-Boarding», also den Kontrollen für neue Kundenbeziehungen. «Generell verwenden die Banken eigene Formulare für Abklärungen zu ‹Know your customer›», heisst es bei der Bankenlobby.

Die ZKB freut sich in der heutigen Halbjahres-Berichterstattung «über 28.000 Neukundinnen und Neukunden». Dazu habe auch «das kostenlose Alltagsbanking ZKB Banking» beigetragen.

Wenn allerdings ein Normalo am Schalter auftaucht, der durch seine Behinderung erst noch Extrahürden zu überwinden hat, vermutet die Crew in ihrer frischen Hippster-Montur einen Zürcher Escobar dahinter.