Früher stellte man die unglückseligen Menschen auf Jahrmärkten und in Varietés zur Schau – zur Belustigung des Publikums.

Geistig Behinderte waren immer für einen schäbigen Lacher gut.

Heute ist die Bühne das Berliner Olympia-Stadion, der Bundespräsident ist anwesend, und das Fernsehen sendet.

Kann man nicht vergleichen? Ich bin nicht sicher.

Ich bin für Inklusion, bin überzeugt davon, dass jeder Mensch so oft wie möglich gelobt, geschätzt, gewürdigt werden muss, dass er Erfolgserlebnisse braucht – egal, ob körperlich oder geistig behindert oder «normal».

Doch braucht es dazu grosse Sportevents wie jetzt die Special Olympics?

Was macht den Reiz sportlicher Wettbewerbe aus? Die Höchstleistungen, die Rekorde, getreu dem Motto des Olympia-Begründers Coubertin: citius, altius, fortius – schneller, höher, stärker.

Das gilt auch für die Paralympics, wenn Sportler ihre Einschränkungen überwinden und Erstaunliches leisten.

Das tut sicherlich auch die geistig eingeschränkte Turnerin, die sich die Abfolge einer einfachen Kür einprägen muss. Das verdient Anerkennung, ja Hochachtung.

Es ist Rekord, doch eben kein Rekord für ein Millionenpublikum.

Ganz abgesehen davon, dass es daheim an den Bildschirmen nach wie vor den einen oder anderen schäbigen Lacher geben wird.