Es war ein schwaches Ergebnis: Nur 370 EU-Abgeordnete stimmten für die Kommission Ursula von der Leyen II – so wenig wie seit zwanzig Jahren nicht.

Es ist eine schwache Kommission: Eigenständige Denker sortierte von der Leyen vorher aus. Sogar die EU-freundliche Frankfurter Allgemeine nannte die Kommissare ihre «Sprechpuppen».

Aber es ist eine starke Frau, die Europa ihren Stempel aufdrücken wird. Alle haben die zierliche Niedersächsin mit dem Klein-Mädchen-Lächeln unterschätzt. Sie besitzt nicht nur einen unübertroffenen Sinn für Macht, sondern auch die Brutalität, ihn durchzusetzen.

Gefahr droht ihr nicht. Das Parlament wird von Manfred Weber, von der Leyens Zuchtmeister, manipuliert. Die beiden grössten Mitgliedsstaaten Frankreich und Deutschland sind mit sich selbst beschäftigt.

Von der Leyen hat freie Bahn, und das ist verheerend.

Denn sie neigt zu eigenmächtigen Entscheidungen – siehe ihre SMS-Bestellung von Covid-Impfstoffen.

Sie pfeift auf EU-Recht – siehe ihre Umwidmung von zivilen Mitteln für militärische Zwecke.

Sie hat Europa zum Anhängsel der USA gemacht. Daran wird sich auch mit Donald Trump nichts ändern.

Eine Hoffnung gibt es: Vielleicht bringt sie die EU derart in Misskredit, dass dieses Konstrukt in seiner jetzigen Form nicht überlebt.